Nach Absage: CSU wird doch noch Teil des CSD 2023 in München

Nun will die Fraktion doch – aber ohne Wagen. Für Beobachter überraschend: Das CSU-Logo könnte auf dem Christopher Street Day 2023 in München trotzdem ganz offiziell zu sehen sein. 
von  Felix Müller
Bunte Parade in München: Der Christopher Street Day 2022.
Bunte Parade in München: Der Christopher Street Day 2022. © Daniel von Loeper

München - Nach einem Gespräch auf Einladung der CSU-Stadtratsfraktion haben die Organisatoren des Christopher Street Days mitgeteilt, dass die CSU erneut am CSD teilnehmen kann – die Absage an einen eigenen Wagen bleibt aber bestehen.

CSU mit Stand beim CSD-Straßenfest

"Auch in diesem Jahr bietet der CSD der CSU-Stadtratsfraktion an, mit einem Stand auf dem Straßenfest präsent zu sein", teilte der CSD mit.

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl sagte am Vatertag auf Nachfrage der AZ, er gehe fest davon aus, dass es einen solchen Stand geben werde. Das Gespräch selbst fand nach Angaben beider Seiten in freundlicher Atmosphäre statt.

Das steckt hinter der CSU-Absage mit CSD

Der CSD bescheinigte der CSU anschließend, dass "ein großer Teil der Fraktion innerhalb ihrer Partei für die Anerkennung von LGBTIQ*-Rechten" eintrete.

Die Absage des Wagens wurde mit "Passagen im CSU-Grundsatzprogramm" begründet, sie sei bereits am 12. April gegenüber der CSU kommuniziert worden – und habe demnach zunächst nichts mit den Dragqueen-kritischen Äußerungen aus der Fraktion in der jüngsten Debatte zu tun.

CSU-Stadtrat Theiss äußerte sich kritisch gegenüber geplanter Dragqueen-Lesung

CSU-Stadtrat Hans Theiss sprach von "roten Linien, die überschritten wurden". Gemeint war die für den 13. Juni geplante Lesung zweier Dragqueens für Kinder in der Münchner Stadtbibliothek. 

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stimmte zunächst in die kritischen Töne mit ein und sagte, er würde diese Veranstaltung mit seinen Enkeln nicht besuchen. 

OB Reiter wird Parade auf dem CSD anführen

OB Reiter ruderte nach einem Friedensgipfel zurück und entschuldigte sich dafür, Gefühle der queeren Community verletzt zu haben. Eine Absage der Veranstaltung habe er nie erwogen. Auch die Parade beim CSD 2023 werde er wie geplant anführen, so das Stadtoberhaupt.

Stadtrat Theiss hingegen bekam Gegenwind aus der eigenen Partei zu spüren. Jedoch kritisierten mehrere Parteimitglieder den Ausschluss der CSU auf dem CSD.

CSU-Politiker: "Toleranz ist keine Einbahnstraße"

"Toleranz ist keine Einbahnstraße", stellte Fraktionschef Manuel Pretzl klar. Wer Vielfalt feiere, müsse auch vielfältige Meinungen akzeptieren.

Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl schlug in die selbe Kerbe: "Der Ausschluss der CSU vom CSD ist rückwärtsgewandt. Wenn die Toleranten nicht mehr tolerant sind, nutzt das den Intoleranten."

Gastronom Dietmar Holzapfel, selbst kein CSU-Mitglied, kritisierte den geplanten Ausschluss der Partei ebenfalls: "Wer Toleranz fordert, muss selber tolerant sein." Aufgrund der Debatte werde er in diesem Jahr nicht mit einem eigenen Wagen auf dem CSD präsent sein, so Holzapfel.

So läuft der CSD 2023 in München

Am Christopher Street Day demonstrieren  Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender-Personen und Intersexuelle gegen Diskriminierung.

Die CSD-Pride-Weeks werden in München vom 10. bis 25. Juni zelebriert. Am 24. Juni findet CSD-PolitParade statt. Los geht es der bunte Umzug um 12 Uhr am Mariahilfplatz.

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