Nach Abmahnung: Hebamme verklagt städtische Klinik in München

München - Hebamme Leonie Lieb mag ihren Arbeitsplatz - den Kreißsaal am Klinikum Neuperlach. Trotzdem zog sie gegen ihren Arbeitgeber, die Gesellschaft der städtischen Krankenhäuser, also die München Klinik, vor Gericht und voraussichtlich geht der Streit weiter.
Warum? Leonie Lieb setzt sich dafür ein, dass der Kreißsaal am Klinikum Neuperlach erhalten bleibt. Geplant war, dass er schließen und dafür der in Harlaching vergrößert werden soll. Die Hebammen aus Neuperlach starteten eine Petition für den Erhalt. Fast 24.000 Menschen unterschrieben.
Hebamme setzt sich für Erhalt der Geburtsklinik in Neuperlach ein
Viele teilten wohl das Argument der Hebammen, dass ein so großer Stadtteil wie Neuperlach, in dem noch dazu viele Migranten und ärmere Menschen leben, seine eigene Geburtsklinik braucht. Die Hebammen hatten Erfolg: Nun fordert auch die Mehrheit im Stadtrat, dass die Geburtsklinik bleiben soll.
Für Lieb allerdings hatte ihr Engagement Folgen: Sie gab verschiedenen Medien, auch der AZ, Interviews, warum sie sich für den Erhalt der Geburtsklinik einsetzt. In einem Interview mit der linken Tageszeitung "Junge Welt" sprach die 28-Jährige darüber, warum es notwendig ist, dass sich die Hebammen in ihrem Arbeitskampf zusammenschließen. Lieb ist Gewerkschaftlerin.

"Verstoß gegen Dienstanweisung": München Klinik mahnt Hebamme Leonie Lieb ab
Etwa zwei Wochen später hatte sie eine Abmahnung in der Post. Sie hatte gegen eine Dienstanweisung verstoßen. Wenn Mitarbeiter der München Klinik Interviews geben wollen, müssen sie um Erlaubnis fragen. Es gehe um keine Beschränkung, sondern um eine Abstimmung, heißt es aus der Klinik. Lieb habe "trotz mehrfacher Hinweise und Gesprächen gegen eine Dienstanweisung verstoßen".
Die 28-Jährige will die Abmahnung nicht auf sich sitzenlassen. Am Dienstagvormittag war der erste Gerichtstermin. Das Gericht wollte, schildert Lieb, einen Kompromiss erwirken. Die Abmahnung sollte nicht (wie vorgesehen) im Februar 2024, sondern etwas früher aus ihrer Personalakte entfernt werden, lautet der Vorschlag, erklärt Lieb.
Kundgebung vor dem Arbeitsgericht: Doch von SPD und Grünen kommt niemand
Eingehen will sie darauf aber eher nicht. "Mir geht es ums Prinzip", sagt Lieb. Sie sieht in der Abmahnung auch einen Einschüchterungsversuch der Klinik, die sich davor fürchtet, was passiert, wenn das Personal häufiger Interviews gibt. Doch jetzt hat Lieb noch ein paar Zeit, bis sie eine Entscheidung treffen muss.
Etwa 70 Menschen solidarisierten sich mit Lieb und trafen sich vor dem Gerichtstermin zu einer Kundgebung. Sie habe das sehr gefreut, sagt Lieb. Allerdings: Von SPD und Grünen, also von der Rathauskoalition, die seit der Petition auch den Erhalt der Geburtsklinik fordert, sei niemand gekommen, sagt Liebt. "Darüber bin ich enttäuscht. Das zeigt für mich, dass sie es vielleicht doch nicht so ernst meinen, wie sie gesagt haben."