Nach 94 Jahren - Steht das Russenrad in München vor dem Aus?

Seit 94 Jahre dreht sich das Fahrgeschäft auf Wiesn und Dult. Jetzt fordert der TÜV einen Umbau – der Eigentümer zittert.
von  Emily Engels
Ein Stück altes München: Das Russenrad dreht seit 94 Jahren auf Dulten und Wiesn seine Runden. Heuer zum letzten Mal?
Ein Stück altes München: Das Russenrad dreht seit 94 Jahren auf Dulten und Wiesn seine Runden. Heuer zum letzten Mal? © Hanns Hubmann/Ullstein

München - Zigtausend Euro würde der Umbau des Russenrades kosten. Geld, das die Betreiber Herbert Koppenhöfer und seine Schwester Edith Simon nicht aufbringen können. "Dabei ist in all den 94 Jahren, die das Riesenrad schon fährt, nicht ein einziger Unfall passiert", sagt Koppenhöfer. Doch der TÜV fordert trotzdem den Umbau nach neuesten EU-Sicherheitsnormen. Diese Forderung bedroht jetzt die Zukunft von Bayerns ältestem Riesenrad - und somit auch die Schausteller-Existenz von Herbert Koppenhöfer und Edith Simon.

Die neuen Sicherheitsnormen hält Koppenhöfer für sein kleines Riesenrad für überzogen. "Die Norm ist für 50, 60 Meter hohe Fahrgeschäfte gedacht. Die Russenschaukel ist aber nur 14 Meter hoch", sagt er.

Bedeuten TÜV-Auflagen das Aus für das Russenrad?

Ob die TÜV-Auflagen jetzt tatsächlich das Aus für das Russenrad bedeuten, steht für ihn noch längst nicht fest. "Ich bin mit dem TÜV noch in Verhandlung und diese Saison machen wir eh noch", sagt er auf AZ-Anfrage. Dazu gehören die Auer Maidult, die Jakobidult im Juli, die Kirchweihdult im Oktober und auch die Wiesn.

Auf der Auer Dult ist das Russenrad neben dem Kasperltheater das einzige historische Geschäft. "Die Betreiber von historischen Geschäften bekommen bei den Dulten und der Wiesn von der Stadt immer ein Beigeschäft zur Unterstützung", sagt Wiesn- und Dult-Sprecherin Gabriele Papke der AZ. Dass ein altehrwürdiges Fahrgeschäft wie das Russenrad wegen TÜV-Anforderungen schließen musste, sei noch nie vorgekommen.

Betreiber in Verhandlungen mit dem TÜV

Auch Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) bekräftigt: "Wir prüfen derzeit, ob und wie wir es bewerkstelligen können, dass das Russenrad auch zukünftig auf den Münchner Volksfesten steht."

Herbert Koppenhöfer hofft, dass es gut ausgeht für seine Russenschaukel. "Ich hänge an ihr", sagt er. Für ihn ist sie viel mehr als ein Traditionsgeschäft. Koppenhöfer: "Es geht hier um das Erbe meines Großvaters, das ich weiterführe."

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