Nach 85 Tagen in Klinik: Corona-Leugner glaubt weiter nicht an das Virus

Rund drei Monate lang liegt ein Mann mit einer Corona-Infektion in der München Klinik und kämpft um sein Leben. Nach 85 Tagen wird er entlassen: Covid leugnet er weiterhin, auch eine Impfung kommt für ihn nicht in Frage.
von  Michael Schleicher
Tag für Tag kämpft das medizinische Personal in den Krankenhäusern um das Leben von Corona-Patienten – viele von ihnen sind ungeimpft. (Symbolbild)
Tag für Tag kämpft das medizinische Personal in den Krankenhäusern um das Leben von Corona-Patienten – viele von ihnen sind ungeimpft. (Symbolbild) © Fabian Strauch/dpa

München - Mehr als 3.700 Corona-Patienten haben die Beschäftigten in der München Klinik im Verlauf der Pandemie bisher behandelt, mehr als 900 von ihnen landeten auf der Intensivstation.

So auch ein 45-jähriger Mann, über dessen Fall die München Klinik nun berichtet – und der fast schon fassungslos macht. Über drei Monate war der Patient in der München Klinik in Behandlung, schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Doch auch nach seiner Entlassung glaubte er nicht daran, dass es Covid-19 wirklich gibt.

Die München Klinik in Schwabing. (Archivbild)
Die München Klinik in Schwabing. (Archivbild) © imago images/Alexander Pohl

München Klinik: Corona-Patient muss schnell invasiv beatmet werden

Den Anfang markierte der 20. August des vergangenen Jahres – an diesem Tag zeigte der spätere Patient erste Corona-Symptome. Elf Tage später kam er unter schwerster Atemnot in die Notaufnahme der München Klinik. Zu diesem Zeitpunkt war sein PCR-Test, mit der Delta-Variante nachgewiesen, noch leicht positiv. Ein Indiz dafür, dass der Infekt schon länger bestand.

Rund eine Woche später, am 7. September, verschlechterte sich der Zustand des Familienvaters dramatisch. Die Ärzte leiteten die invasive Beatmung ein. Eine Besserung folgte zunächst nicht, im Gegenteil: Weil sich der Zustand weiterhin verschlechtere und auch der Kreislauf des Mannes immer wieder absackte, entschied sich das medizinische Personal für den ECMO-Einsatz. Das ECMO-Gerät ist quasi wie eine künstliche Lunge, mit dessen Hilfe der Patient weiterhin atmen kann.

Mit Heilsteinen und Salbungen gegen die schwere Corona-Infektion

Auch eine Woche später war der Patient weiter instabil, die Lunge war stark angegriffen. Weitere neun Tage später erlitt er eine bakterielle Infektion, die Ärzte beschrieben seinen Zustand als kritisch. Zu diesem Zeitpunkt legte die Frau des 45-Jährigen Heilsteine im Krankenzimmer aus, um ihren Ehemann zu unterstützen. Der München Klinik zufolge äußerte sie zudem Zweifel an der Existenz des Coronavirus.

Die erhoffte Wirkung der Heilsteine blieb aus: Am 7. Oktober erlitt der Patient Thrombosen, sein Zustand war weiterhin äußerst kritisch. An diesem Tag bestellte seine Frau einen Priester zur "letzten Salbung" ein.

Im Laufe der darauffolgenden Tage besserte sich der Zustand des Mannes, am 18. Oktober konnte der ECMO-Einsatz nach insgesamt 35 Tagen beendet werden. Doch die Beatmung des Patienten, der unter anderem unter Panik und Schluckstörungen litt, lief weiter. Am 1. November konnten die Ärzte dann auch die Beatmung des Mannes beenden, zwei Tage später wurde er in die Frühreha der München Klinik verlegt.

Kein Danke, kein Tschüss, keine Impfung

Am 23. November war es dann soweit: Nach insgesamt 85 Tagen im Krankenhaus wurde der Mann entlassen. "Hätte ich das gewusst... hören wir immer wieder. Es gibt aber eben auch die, die auch nach wochenlanger Beatmung behaupten, das hätte alles nichts mit Covid zu tun. Dieser Patient verließ uns ohne Danke, ohne Tschüss", wird ein Mitarbeiter der München Klinik zitiert. Für das gesamte Team sei das nach rund drei Monaten Kampf "wie ein Schlag ins Gesicht" gewesen.

Auch eine Impfung kam für den Corona-Leugner nach seinem Krankenhausaufenthalt weiterhin nicht in Frage.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.