Nach 50 Jahren: Der Siemens-Park macht dicht

Mehr als 20 verschiedene Vereine nutzen bisher die riesige Anlage in Obersendling. Die Siemens AG hat den rund 20 Vereinen kurzfristig gekündigt.2000 Sportler sind sauer.
Rudolf Huber |
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Schon Ende Juli ist hier Schluss: Dann bleibt das riesige Tor zum Siemens-Park auf Dauer geschlossen. Und das ärgert die dort derzeit 3000 aktiven Sportler gewaltig.
Gregor Feindt Schon Ende Juli ist hier Schluss: Dann bleibt das riesige Tor zum Siemens-Park auf Dauer geschlossen. Und das ärgert die dort derzeit 3000 aktiven Sportler gewaltig.

MÜNCHEN Seit 50 Jahren ist er ein Treffpunkt für Freizeitsportler, ein Platz für Turniere und Feiern. Rund 2000 Menschen besuchen regelmäßig den Hermann-von-Siemens-Park im Münchner Süden – noch. Denn die idyllische Anlage steht kurz vor dem Aus. Die Siemens AG hat den rund 20 Vereinen kurzfristig gekündigt – zum 31. Juli. Nur die Tennisspieler dürfen länger bleiben. „Eine Unverschämtheit”, wettert Manfred Fleischmann vom SV Siemens München Hofmannstraße.

Die Kündigung kam für die Nutzer des 1960 als Erholungsmöglichkeit für Siemensianer eingerichteten Parks vollkommen überraschend. Turniere sind vereinbart, Ligaspiele müssten noch abgehalten werden, Vereins-Sommerfeste sind bereits fest geplant. Und einige der Bauten im rund 15000 Quadratmeter großen Gelände an der Grenze zu Solln wurden gerade erst aufwändig renoviert. „Ein sehr herber Schlag”, so Fleischmann, der mit seinen Kollegen den Club gerade aufgelöst hat – blutenden Herzens.

Was steckt hinter dem Coup des Weltkonzerns? Soll das Gelände versilbert werden? Dieses Gerücht geht um, aber es gibt einen gewichtigen Hinderungsgrund: Der Siemens-Park liegt im Landschaftsschutzgebiet. „Die können da nichts bauen”, ist der SV-Chef sicher. „Eine intensivere Nutzung oder eine Umwidmung ist nicht denkbar”, erklärt auch der Bezirksausschussvorsitzende Hans Bauer.


Man wolle sich auf sozialpolitischem Gebiet neu aufstellen, erfuhren Park-Nutzer von Siemens. Eine Firmensprecherin erklärt der AZ, bei der Schließung handle es sich um einen Vorstandsbeschluss. Man sei wegen der künftigen Nutzung mit der Stadt im Gespräch. Aber es seien noch keinerlei Entscheidungen gefallen.

 

Rudolf Behacker, der Chef des Münchner Sportamtes, ist derzeit Anlaufstelle für alle Vereine auf dem Siemens-Gelände. Aber wo soll er Ersatz-Sportmöglichkeiten hernehmen? „Ich habe null Platz”, sagt er der AZ. Was ihn am Vorgehen von Siemens besonders stört: „Warum wurden die Kündigungen ohne saubere Übergangslösung ausgesprochen? So etwas kriegen wir in vier Wochen nicht hin.”

Behackers Kenntnisstand: „Siemens möchte den Park gerne loswerden und der Stadt aufdrücken.” Die Konditionen stünden aber noch nicht fest.
Wer jetzt bei der Stadt wirklich in Verhandlungen mit dem Mega-Konzern steht, war gestern nicht zu klären. Das Planungsreferat verwies aufs Sportamt, dieses auf das Kommunalreferat. Aber dort sah man die Zuständigkeit beim Planungsreferat – oder beim Sportamt . . .

Derlei Kompetenz-Verwirrung bringt auch die Mitglieder des Siemens-Tennis-Clubs auf die Palme. Vorstand Helmut Schlüter spricht aus, was wohl alle Sportler denken: „Hermann von Siemens würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was hier passiert.”

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