MVV und Staatsregierung feiern Isar-Card-Aktion: Schon 3.000 Kunden

Franziska Marquis ist der 3000. Mensch, der die Isar-Card-Aktion des MVV und der Staatsregierung nutzt.
von  Anja Perkuhn
Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) und Vorzeige-MVV-Kundin Franziska Marquis.
Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) und Vorzeige-MVV-Kundin Franziska Marquis. © Daniel von Loeper

München - Zum Glück sagt Franziska Marquis es selbst: "Wie bei Germany's Next Topmodel!", ruft sie gegen den Luftzug der einfahrenden U3 an, der wie eine Windmaschine aus einem 90er-Jahre-Musikvideo ihre Haare mindestens so schön flattern lässt wie die von Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU). Kameras klicken, Menschen glotzen - ja, wie bei einer Castingshow ist das.

Franziska Marquis ist der Traum eines jeden professionellen Casters : die perfekte 3000. Isar-Card-Neukundin. "Mein Chef wollte mir immer ein Firmenauto spendieren", sagt die Rechtsanwältin am Montagmittag am Marienplatz, "aber ich hab gesagt: Ich fahr' lieber Bahn und Bus."

Und das tut die 44-Jährige aus Haidhausen, "jeden Tag, und zwar sehr gern", zur Arbeit und heim, zur Kita mit dem jüngsten von drei Kindern (3 Jahre), oft zu Oma und Opa. "Eine Monatskarte zu haben ist, finde ich, eine moderne Art der Fortbewegung", sagt Franziska Marquis - sie nutze außerdem zwei Carsharing-Dienste, "das ist umweltbewusster als ein eigenes Auto".

Isar-Card-Aktion-Aktion: Zwölf Monate fahren, neun Monate zahlen

Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) und die bayerische Staatsregierung hätten kein besseres Ticketmodel casten können für ihre Neukunden-Werbeaktion - und dass sie wirklich (etwa) Nummer 3000 war beim Abokauf am vorigen Mittwoch, versichert ein Sprecher mit Nachdruck.

Die Abo-Aktion läuft weiter: Wer ein Isar-Card-Abo oder eine Abo Plus Card Bayern mit Starttermin bis 1. Juli 2018 neu abschließt, fährt zwölf Monate in und um München mit allen MVV-Verkehrsmitteln, zahlt aber nur neun. Beim normalen Jahresabo sind es zehn.

Um Menschen zum Umstieg auf die Öffentlichen zu bewegen, spendiert die Staatsregierung für Neukunden heuer einen weiteren Monat. Ein Abschluss ist aber nur online möglich unter mvv-muenchen.de/Sparabo.

Dass sie 2019 dann wieder zehn Monate statt neun zahlen muss, sagt Marquis, mache ich ihr nichts. "Da rechne ich nicht so genau. Das Ticket ist einfach sehr praktisch und bequem." Ihr Haar flattert. Die U6 fährt ein. Etwas verspätet - Stellwerkstörung.


AZ-Kommentar: Nützt nur wenigen

Vize-Lokalchefin Sophie Anfang über den spendierten Gratis-MVV-Monat.

Da klopft sie sich auf die Schulter, die Staatsregierung. Schon 3.000 Neukunden im MVV - Gratis-Monat sei Dank! Dabei hat das Eigenlob einen bitteren Beigeschmack. Wer ein neues Abo abschließt, bekommt ein Zuckerl dazu, Bestandskunden bekommen - gar nix. Das ist ungerecht!

Die Isar-Card-Aktion des Staatsregierung riskiert zudem, ein Strohfeuer zu werden. Vielleicht nutzen heuer viele Menschen das Angebot. Ob sie dann nächstes Jahr wieder zum Abo greifen - gewiss ist es nicht. Gut möglich nämlich, dass die Neukunden schnell feststellen: Die U-Bahnen sind voll, die S-Bahnen oft verspätet und der Bus fährt abends nur alle 20 Minuten.

Um Menschen wirklich nachhaltig für den öffentlichen Nahverkehr zu begeistern, braucht es nachhaltige Investitionen in das Angebot und die Infrastruktur. Aber das kostet eben mehr als ein paar Gratis-Monate.

Nützen würde es allen Kunden.

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