MVV- Tariferhöhung: Schüler werden abgezockt
Durch die MVV-Tariferhöhung zum 1.Juli werden die Ausbildungskarten bis zu 13,2 Prozent teurer. Bayern erlaubt keine billigeren MVV-Karten, das Vorbild ist Schwaben.
MÜNCHEN Bayern will immer vorne sein. Doch bei den Kosten für die Fahrkarten der Schüler und Auszubildende gehört der Freistat zu den teuren Spitzenreitern der Republik. So wurde vor fünf Jahren per Bundesgesetz die Zuschusshöhe für Ausbildungskarten reglementiert. Die wurden seitdem gravierend teurer.
Doch andere Bundesländer setzten eine „Öffnungsklausel“ durch, um ihren Nachwuchs nicht so hoch zur Kasse zu bitten. Nur Bayern nicht: Der Abstand zwischen normalen Karten und verbilligten dürfe nicht zu groß sein. So werden bei der MVV-Tariferhöhung zum 1.Juli die Ausbildungskarten bis zu 13,2 Prozent teurer. Da ist das Musterländle Baden-Württemberg schlauer: Die sparsamen Schwaben greifen für Kinder sehr tief in die Kassen.
Die gravierendsten Unterschiede anderer Regionen wie Köln, Frankfurt, Berlin, Stuttgart oder Rhein-Ruhr:
Dort gibt es Abos für Schüler und Azubis, was die Preise verbilligt. In München wird das abgelehnt. Außerdem gibt es dort verbilligte Tickets für Studenten.
In München bescheren die MVV-Gesellschafter (Stadt, Landkreise und Freistaat) den Schülern und Azubis ab dem 1. Juli um bis zu 13,2 Prozent höhere Preise. Das bedeutet faktisch: Eine Monatskarte 2 Ringe im Ausbildungstarif I (bis 15 Jahre) kostete 2002 18 Euro, ab dem 1. Juli 30,10 Euro. Ab 8 Ringe kostete es 2002 30 Euro, demnächst 69 Euro. Im Tarif II (ab 16 Jahre) kostete die teuerste Monatskartae 79 Euro, künftig 128,80.
In der schwäbischen Landeshauptstadt Stuttgart gibt es für Schüler (außer Berufsschüler) ein „scool-abo“. Das wird von der Stadt und den Landkreisen „massiv“ bezuschusst. Landkreisschüler zahlen maximal 33,35 Euro im Monat – statt 36,90 bis 127 Euro wie andere Jugendliche. Zusätzlich gibt es eine Sonderregelung für Schüler aus Stuttgart. Die zahlen 25,65 Euro statt 36,90 Euro.
Ungefähr auf dem Niveau der Münchner Preise liegen dort die Kosten für die übrigen Jugendlichen: Zwischen 36,90 und 127 Euro im Monat (in München zwischen 30,10 und 128,80 Euro).
Der Vorteil in München: Es gibt zwei Ausbildungstarife. Davon gehört der Tarif für Kinder bis 15 Jahren bundesweit zu den preiswertesten (30,10 Euro/2 Ringe bis 69 Euro/16 Ringe). Die ab 16Jährigen zahlen im Monat zwischen 31,50 Euro/2 Ringe und 128,80 Eur0/16 Ringe. Zum Vergleich:
Rhein-Ruhr-Verbund: Das YoungTicket für Schüler, Azubis, Volontäre, Praktikanten liegt zwischen 36,90 und 81,15 Euro im Monat.
Köln: 37 bis 134,60 Euro mit Jahresabo.
Frankfurt: „clevercard“ im Abo für umgerechnet 19,25 bis 37 Euro im Monat.
Berlin: im Abo zwischen 40,40 und 105 Euro.
In München wird ab dem 1. Juli auch der Preis für Kinderkarten überdurchschnittlich verteuert und die Kinderstreifenkarte wird abgeschafft: Die fahren auf der Erwachsenen-Streifenkarte. Für CSU-Fraktionschef Josef Schmid ist das ein unsozialen Affront für Familien. Juso-Chef Jens Röver kritisiert die „skandalöse“ Preispolitik. Heidrun Kaspar, Chefin des Kinderschutzbundes wettert: „Das ist das glatte Gegenteil von dem, was Politiker immer reden. Sie propagieren Busse und Bahnen und vertreiben die Jugendlichen mit so hohen Preisen. Die Karten müssen billiger werden!“
Willi Bock
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