MVV kehrt nach dem 9-Euro-Ticket zu "alten" Preisen zurück

München - Noch den gesamten August über kann man vergünstigt mit Bahn und Bus fahren – wenn das 9-Euro-Ticket ausläuft, muss man in München aber wieder tiefer in die Tasche greifen.
"Der MVV kehrt – mit Ende des Aktionszeitraums des 9-Euro-Tickets – im September zu den 'alten' Preisen, die vor der Einführung des 9-Euro-Tickets galten, zurück", sagte eine Sprecherin. Danach könnte es noch teurer werden, final ist aber noch nichts: Die Entscheidung für oder wider einer Preisanpassung werde erst in der Herbst-Gesellschafterversammlung des MVV Mitte September getroffen. Die Preisanpassung erfolgt dann im Normalfall zum Fahrplanwechsel im Dezember.
In anderen bayerischen Städten steigen die Preise nach dem 9-Euro-Ticket jedoch an, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den großen Verkehrsverbünden im Freistaat ergab. Teils sind schon deutliche Tarifsteigerungen beschlossen, andernorts stehen die entsprechenden Gremiensitzungen noch an.
Preissteigerungen in Nürnberg und Würzburg
So steigen etwa im Großraum Nürnberg die Preise um drei Prozent, im Würzburger Verkehrsverbund wurden bereits zum 1. August die Ticketpreise um 2,9 Prozent angehoben.
Seitens des Verkehrsverbundes Mainfranken (VVM) hieß es, dass die seit Monatsanfang hinterlegte Preiserhöhung erst zum 1. September für die Kunden "spürbar" werde, wenn das 9-Euro-Ticket nicht mehr gelte. Eine weitere Anpassung ist für 2022 nicht geplant. Generell orientiere sich die Tariferhöhung nach der Empfehlung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Dieser berechne sie nach verschiedenen Preisindizes des Statistischen Bundesamtes. Im VDV sind mehr als 630 Unternehmen des öffentlichen Personenverkehrs (ÖPV) und des Schienengüterverkehrs (SGV) aus dem Bundesgebiet organisiert.
Unklar blieb, inwiefern es beim Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) eine Anpassung geben wird. Entsprechende Anfragen blieben am Donnerstag unbeantwortet. Zuletzt erhöhte der AVV seine Preise zu Jahresbeginn, um 0,9 Prozent. Nach Angaben vom vergangenen Jahr berechnet der Verbund die Tarifanpassungen jährlich zum 1. Januar mit einem indexbasierten Verfahren. Sprich, wenn zum Beispiel Material, Fahrzeuge und Treibstoffe teurer werden, werden entsprechend auch die Fahrpreise teurer.
Preiserhöhungen: Bayern im bundesweiten Schnitt
Mit den Erhöhungen liegen die bayerischen Verbünde im bundesweiten Schnitt. So steigen etwa in und um Stuttgart die Tarife zum Jahreswechsel durchschnittlich um 4,9 Prozent, im Rhein-Main-Verkehrsverbund gab es schon zum Juli einen Aufschlag von 3,9 Prozent.
Das 9-Euro-Ticket können Fahrgäste letztmalig im August bundesweit im Nahverkehr nutzen. Dann endet die vom Bund finanzierte Aktion nach drei Monaten. Sie sollte Pendler angesichts hoher Energiepreise entlasten, und sie sollte sie bewegen, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ein Nachfolgeangebot gibt es nicht; ab 1. September ist für die Kundschaft erstmal alles beim Alten.
Im September und Oktober beraten deshalb vielerorts die Gremien der Verkehrsverbünde über den künftigen Tarif. Hohe Preise für Strom und Diesel belasten viele Verkehrsunternehmen - und dürften in vielen Fällen auf die Fahrpreise durchschlagen.
Im Herbst will eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Vorschläge zur Zukunft und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vorlegen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hat bereits ein dauerhaftes 69-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, das bundesweit für den ÖPNV gelten soll. Die Kosten bezifferte er auf etwa zwei Milliarden Euro im Jahr.
"Günstige Ticketangebote sind ein tolles Angebot, um Fahrgäste in den ÖPNV zu bringen", teilte der Münchner Verkehrsverbund mit. Dauerhaft überzeugen könne aber nur ein gutes Angebot.