MVG-Streik: Sogar die Kontrolleure streiken

In dieser Woche gibt es mindestens zwei Tage lang Arbeitskampf-Maßnahmen. Die Fahrgäste sollen zunächst noch geschont werden.
Rudolf Huber |
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Beim Verdi-Streik sollen auch die Schwarzfahrer-Kontrolleure zur Arbeitsniederlegung aufgerufen werden.
ho Beim Verdi-Streik sollen auch die Schwarzfahrer-Kontrolleure zur Arbeitsniederlegung aufgerufen werden.

München -  Stellen Sie sich vor, es ist Streik beim Münchner Nahverkehr – und die Fahrgäste freuen sich darüber. Klingt eher unwahrscheinlich. Doch jetzt könnte es wahr werden.

Denn in mindestens zwei Streiktage in dieser Woche wollen die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Nahverkehrsgewerkschaft NahVG auch die Fahrkarten-Kontrolleure mit einbeziehen.

Angekündigt werden die Aktionen jeweils 24 Stunden vor Beginn. Damit sollen die Anfang Juni in der dritten Verhandlungsrunde abgebrochenen Tarifverhandlungen wieder in Schwung gebracht werden.

„Wir streiken nicht gegen die Fahrgäste“, stellt Franz Schütz fest. Der Verdi-Sekretär für den Nahverkehr in München: „Wir werden den Betrieb nicht lahm legen – aber es wird Beeinträchtigungen geben.“

Allzu viel wollen die Gewerkschafter noch nicht zu ihrer Streik-Taktik sagen – sonst könnte sich die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) schon darauf einstellen und etwa Aushilfen verpflichten.

Klar sind aber die mindestens zwei Tage in dieser Woche mit Arbeitskampf-Maßnahmen – wahrscheinlich ist, dass auch die Woche drauf noch gestreikt wird.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ist ziemlich findig beim Aufspüren von Streik-Aktionen, die die MVG empfindlich treffen, für die Fahrgäste aber eher harmlos sind. Neben dem Kontrollpersonal, also den Schwarzfahrer-Jägern, ist etwa auch ein Ausstand bei den Mitarbeitern denkbar, die die Ticket-Automaten warten. Ohne Wartung kein Fahrkartenverkauf und damit keine Einnahmen – so einfach ist das.

Verdi-Mann Manfred Weidenfelder erklärt die Gründe fürs Scheitern der Verhandlungen: „Die Arbeitgeber wollen das Tarif-Ergebnis des Öffentlichen Dienstes übernehmen. Aber wir erwarten deutlich mehr.“

Etwa zugunsten der Berufseinsteiger. Die würden in München nur 1900 Euro plus Zulagen verdienen – das sei schlicht zu wenig, um sich die Großstadt leisten zu können.

Verdi fordert für die 6500 Beschäftigten in Bayern eine Erhöhung der unteren Löhne um 120 Euro und eine weitere Steigerung um vier Prozent. Außerdem, so Franz Schütz, sei die Belastung für die Fahrer in München durch Stress und eine hohe Taktdichte fast rund um die Uhr riesig – dafür müsse es einen Ausgleich geben.

Hans-Jörg Tweraser von der Ortsgruppe München der Nahverkehrsgewerkschaft verweist etwa auf die Einführung der Bus-Züge bei der MVG, deren Fahrer müssten „noch viel mehr aufpassen“. Und nach wie vor würden die Wechsel zwischen verschiedenen Einsatzorten in einer Schicht nicht als Arbeitszeit gerechnet: „Das ist unsere Freizeit – dabei ist das Sache des Betriebs, nicht unsere.“

Zudem sei bei den „Alt-Fahrern“ sieben Jahre lang der „Zulagen-Rucksack“ um 40 Euro pro Jahr abgeschmolzen worden. Tweraser: „Das Geld müssen wir wieder reinholen!“

Jede Menge Baustellen also, die noch aus dem Weg geräumt werden müssen. Das könnte ziemlich schwierig werden. Darum denkt man auf der Arbeitnehmerseite intensiv über weitere Eskalationsstufen nach. „Wenn wir zum Streik aufrufen, werden das auch die Fahrgäste bemerken“, heißt es etwa bei Verdi. Wenn immer wieder andere Bereiche betroffen seien, sei es für die MVG schwieriger, sich darauf einzustellen.

Besänftigend fügt Gewerkschafter Weidenfelder hinzu: „Aber wenn es ein besseres Angebot gibt, verhandeln wir sofort weiter.“

 

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