MVG-Streik im Nahverkehr: Nachts geht bald was
Am kommenden Wochenende wird die MVG voraussichtlich wieder ihre Nachtlinien einsetzen, wenn – ja, wenn! – nicht doch gestreikt wird. Die Wut über den Notfahrplan wächst weiter.
MÜNCHEN Seit mittlerweile einer Woche setzt die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre U-Bahnen, Busse und Trambahnen nach einem Notfahrplan (die MVG nennt es „Basisbetrieb“) ein. Insbesondere Verstärkerfahrten und Nachtlinien entfallen. Damit wollen die Verkehrsbetriebe ihren Kunden Stabilität und Planbarkeit bieten, wenn gestreikt wird.
Doch unter dem eingeschränkten Fahrplan leiden die Fahrgäste, obwohl die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) nach wie vor gar nicht streikt. Der Unmut bei Fahrgästen und Politikern wächst. „Die drangvolle Enge in den U-Bahnen ist nicht mehr hinnehmbar. So geht’s nicht weiter“, schimpft Andreas Nagel vom Fahrgastverband.
Wenigstens fürs Wochenende gibt’s einen Lichtblick: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wollen die Verkehrsbetriebe ihre Nachtlinien wieder einsetzen. Voraussetzung dafür ist, dass die GDL nicht wieder zu streiken beginnt. In diesem Fall „würden die NachtTram-Linien ersatzlos gestrichen“, so MVG-Sprecherin Bettina Hess. Aha.
Ende der Woche wollen die Gewerkschafter in Gremien über ihr weiteres Streik-Vorgehen beraten.
Laut MVG haben viele Fahrer auf Urlaube und freie Tage verzichtet, um an Streiktagen – so wie derzeit – einzuspringen, und um den „Basisbetrieb“ zu gewährleisten.
Obwohl sie im Moment nicht streiken, soll ein Viertel der GDL-Fahrer derzeit im Krankenstand sein. Nach der Wiesn sei die Zahl drastisch gestiegen, heißt es.
Die Verkehrsbetriebe haben mittlerweile 20 Leih-Fahrer engagiert. „Sie verdienen weniger als MVG-Fahrer“, sagt Bettina Hess. „Mit den GDL-Fahrern streiken ausgerechnet solche Fahrer, die die höchsten Fahrerlöhne in Deutschland kassieren und nun zwangsläufig zunehmend durch günstigere Fahrer privater Unternehmer ersetzt werden, die gleichwohl arbeiten.“
Von den Streik- und Notfahrplan-Folgen nicht ausgenommen ist übrigens auch MVG-Chef Herbert König. Er nutzt, „so weit seine Termine und Strecken dies zulassen, die eigenen Verkehrsmittel. Herr König ist mindestens so unzufrieden wie die Fahrgäste selber“, so Hess. Aber er bekäme auch Durchhalten-Parolen von Kunden. Für den MVG-Chef ist der Münchner Kampf ein „Präzedenzfall in der Nahverkehrsbranche“. job
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