MVG: Doch kein Streik – dafür steigen die Fahrpreise

Die gute Nachricht zuerst: Nach zähen Verhandlungen ist der Tarifstreik endlich vom Tisch. Und jetzt die schlechte: Eine Verteuerung der Tickets um 4,8 Prozent ab Januar ist bereits im Gespräch.
von  Abendzeitung
Kein Grund mehr zum Streiken: Die MVG-Mitarbeiter können die Fahnen einrollen.
Kein Grund mehr zum Streiken: Die MVG-Mitarbeiter können die Fahnen einrollen. © az

MÜNCHEN - Die gute Nachricht zuerst: Nach zähen Verhandlungen ist der Tarifstreik endlich vom Tisch. Und jetzt die schlechte: Eine Verteuerung der Tickets um 4,8 Prozent ab Januar ist bereits im Gespräch.

Überraschungs-Einigung im letzten Moment: Kurz bevor in München ein unbefristeter Streik im Nahverkehr beginnen sollte, haben sich die Streitparteien zusammengerauft. Damit ist der Arbeitskampf vom Tisch. Tram, Bus und U-Bahn fahren am Dienstag ganz normal – soweit die gute Nachricht.

Jetzt die schlechte: MVV-Kunden müssen sich auf eine satte Fahrpreiserhöhung gefasst machen. Nach AZ-Informationen sollten die Tickets ab 1. Juli um drei Prozent teurer werden. Doch das war dem Wirtschaftsministerium im Superwahljahr 2009 offenbar nicht genehm. Und auch die Gesellschafter-Versammlung – zu der Stadt, Land und MVV-Landkreise gehören – lehnte ab. Dafür wird’s danach um so heftiger: Wie die AZ erfuhr, ist eine Erhöhung um 4,8 Prozent realistisch - und zwar zum 1. Januar 2010. „Wenn das dann ausreicht“, sagt eine gut informierte Quelle. Das wäre der krasseste Preissprung seit 2001, als Tickets um 5,6 Prozent teurer wurden.

Eine Streifenkarte würde ab nächstem Jahr dann mindestens 11,50 Euro kosten – 50 Cent mehr. Eine Monatskarte für den Innenraum (vier Ringe) wäre rund 2,90 Euro teurer. Für eine Einzelfahrkarte (eine Zone) müssten die Kunden mindestens 2,40 hinblättern: 10 Cent mehr.

Offiziell hält sich die Münchner Verkehrsgesellschaft bedeckt. MVG-Chef Herbert König ließ nach der Einigung im Tarifstreit nur verlauten, dass die Kosten des MVG-Verkehrs durch den Tarifabschluss „erheblich steigen“. „Die finanziellen Auswirkungen müssen wir in den nächsten Tagen erst noch genauer ermitteln.“

Jetzt gibt's fünf Prozent mehr

Schon das letzte Angebot der Arbeitgeber im Nahverkehrs-Tarifstreit hätte die MVG rund 15,5 Millionen Euro gekostet. Doch das lehnten die Gewerkschaften ab. Das jetzige Angebot sei noch „eine Ecke teurer“, erklärt Reinhard Büttner, der für die Arbeitgeber verhandelt hatte.

Seit Januar rang man um eine Lösung im Konflikt um die Entlohnung der 6500 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr Bayerns. Erst nach vier gescheiterten Verhandlungsrunden und zwei Warnstreiks platzte der Knoten. Seit Samstag ist der unbefristete Streik vom Tisch. Damit der Konflikt endgültig beigelegt wird, müssen dem Ergebnis bis Freitag noch 25 Prozent der Beschäftigten bei einer Urabstimmung zustimmen. „Es ist sehr sicher, dass diese 25 Prozent erreicht werden“, meint Verdi-Verhandlungsführer Frank Riegler. Das letzte Angebot, das die Tarifkommissionen noch abgelehnt hatten, sei zwar prozentual besser gewesen – aber nicht im Gesamtpaket.

Wie sieht das Ergebnis aus? Bei den Einkommen gibt es rückwirkend ab Januar eine Erhöhung der Entgelttabelle um 40 Euro und ab Mai 3,1 Prozent mehr. „Das sind real 5 Prozent“, sagt Riegler. Zudem steigen die Schichtzulagen – und es gibt für ein halbes Jahr 50 Euro im Monat mehr. Die Arbeitgeber verzichteten vorerst auf eine Arbeitszeit-Verlängerung, es bleibt bei der 38,5-Stunden-Woche.

Für die Beschäftigten heißt das: Ab Mai bekommen sie brutto zwischen 96,50 und 108,60 Euro mehr – und dabei sind die höheren Schichtzulagen noch gar nicht mal mit eingerechnet.

Julia Lenders

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