MVG: Beinahe alle Fahrschein-Automaten in München kommen weg

Nur noch zwölf Fahrkarten-Automaten der MVG sollen in München erhalten bleiben. Was der Grund dafür ist und zu welchen Problemen das führt.
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Bald ein Bild in einem Geschichtsbuch: ein Fahrkarten-Automat der MVG an einem Tram-Häuschen in München.
Bald ein Bild in einem Geschichtsbuch: ein Fahrkarten-Automat der MVG an einem Tram-Häuschen in München. © Tobias Hase

München - Ein Fahrkarten-Automat an einem Tram-Häuschen: Schon bald könnte dieses Bild höchstens noch in einem Buch über Münchens Geschichte auftauchen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) plant fast alle dieser Automaten abzubauen.

Schon 2022 kamen laut MVG 16 Fahrkarten-Automaten an der Oberfläche weg. Und heuer geht das so weiter: In diesem Jahr werden insgesamt 50 von 62 Automaten an der Oberfläche abgebaut, teilt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner auf eine Anfrage der AZ hin mit. Bei rund der Hälfte sei der Abbau bereits vollzogen, der Rest folge bis voraussichtlich Ende des Jahres.

Fast alle Ticket-Automaten abgebaut: "MVG nötigt ihre Nutzer zum Schwarzfahren"

Damit bleiben vorerst zwölf stationäre Automaten an der Oberfläche bestehen – zusätzlich zu den Automaten an den U-Bahnhöfen. Aufgefallen ist dieser Abbau der Verkehrsexpertin der ÖDP Sonja Haider. Bürgerinnen und Bürger meldeten ihr, dass teilweise der einzige Automat im fußläufigen Umkreis abgebaut worden sei, teilweise ausgerechnet der Automat, der barrierefrei zugänglich war.

Haider findet: "Umwelt- und klimafreundliche Mobilität für alle heißt auch, dass der Ticketkauf für alle aufrecht erhalten bleiben muss." Ansonsten nötige die MVG ihre Nutzerinnen und Nutzer zum Schwarzfahren, also zum Begehen einer Straftat. In einer detaillierten Anfrage an den Oberbürgermeister fordert Haider Auskunft darüber, was es mit dem Abbau auf sich hat.

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Die Fahrkarten-Automaten der MVG an der Oberflächen kosten dreimal mehr

Eine Antwort liefert die MVG schon jetzt: Es geht um die Kosten. "Die mobilen Automaten, die in allen Bussen und Trambahnen verbaut sind, sind wesentlich günstiger und haben das volle Fahrkartensortiment", antwortet MVG-Sprecher Kaltner. "Sie machen damit die stationären Automaten verzichtbar."

Wie hoch die Kosten genau sind, die ein Fahrkarten-Automat genau verursacht, verrät er nicht. Nur so viel: "Ein stationärer Automat koste im Unterhalt etwa das Dreifache eines mobilen." Gemeint sind damit die Automaten, die sich zum Beispiel in einem Bus befinden. Die Automaten in den U-Bahnhöfen sollen aber laut MVG erhalten bleiben. Und das Unternehmen weist darauf hin: "Die Fahrgäste haben außerdem die Möglichkeit Fahrscheine als Handy-Tickets in den Apps der MVG zu erwerben."

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Viele MVG-Automaten nur noch schwer zugänglich

Für Sonja Haider ist das kein guter Ersatz. Vielmehr geht sie davon aus, "dass ein überdurchschnittlicher Prozentsatz von Menschen mit körperlicher Behinderung feinmotorische Schwierigkeiten bei der Nutzung von Handy-Apps hat". So formuliert sie es in ihrer Anfrage.

Auch zwei Beispiele, wo der Ticketkauf nicht mehr barrierefrei möglich ist, nennt sie: Am U-Bahnhof Giselastraße sei der Automat an der Oberfläche abgebaut worden. Nun kann man Fahrkarten nur noch im Sperrengeschoss kaufen. Doch dort hält der Aufzug nicht. Auch an der Phantasiestraße bei Wasserburger Landstraße gebe es keinen Automaten mehr.

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112 Kommentare
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  • (Symbolbild) am 21.08.2023 09:46 Uhr / Bewertung:

    "Die Fahrgäste haben außerdem die Möglichkeit Fahrscheine als Handy-Tickets in den Apps der MVG zu erwerben."

    Nur haben manche Daten-sensible, Elektronikmüll-sensible oder ältere Bürger keine App-tauglichen Geräte, und eine gesetzliche Smartie-Pflicht gibt es noch nicht.

  • Zabadak am 19.08.2023 19:13 Uhr / Bewertung:

    " Nach Ihrer Logik lässt man sich mit Handy/Smartphone zum Deppen machen?"
    Doch, das ist so.
    Im Restaurant wird, statt miteinander zu sprechen, ständig in dieses Teil gestarrt und getippt, es könnte einem ja Irgendetwas entgehen. Haben die das miteinander Unterhalten verlernt?
    Die Leute rennen blind durch die Gegend, rempeln andere an, weil sie auf dieses Teil starren.
    In Städten wird überlegt, Fußgängerampeln in den Boden einzubauen, weil der Blick ständig nach unten auf das Teil gerichtet ist.
    Kinder, die gerade einmal in die Schule gehen, laufen mit diesen Dingern rum, haben aber keinerlei Medienkompetenz um Realität und Fiktion zu unterscheiden. Stundenlang sich die Füße in den Bauch zu stehen um das neueste Teil vom Neuen zu bekommen...

  • Sarah-Muc am 20.08.2023 00:50 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Zabadak

    Der Zwilling meldet sich!

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