Frau und Stieftochter getötet: Roman H. muss ins Gefängnis

Seit 2019 sind eine Mutter und ihre Tochter aus München spurlos verschwunden. Der Ehemann steht wegen Mordverdachts vor Gericht - und wird wegen Totschlags verurteilt.
John Schneider
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Roman H.  muss für 14,5 Jahre ins Gefängnis.
Roman H. muss für 14,5 Jahre ins Gefängnis. © Matthias Balk /dpa

München - Ihre Leichen werden immer noch gesucht. Und dennoch wird gestern der Mann, der Maria G. und ihre Tochter Tatiana umgebracht haben soll, vom Landgericht verurteilt. Zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft. Damit geht der spektakuläre Indizienprozess um das Verschwinden der Frauen am 13. Juli 2019 in Ramersdorf nach vier Monaten zu Ende.

Die Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Norbert Riedmann entscheidet am Dienstag: "Nach der Beweisaufnahme sind wir überzeugt, dass die beiden Frauen tot sind." Der Angeklagte nimmt das Urteil regungslos entgegen, schüttelt aber während der Begründung mehrmals den Kopf.

Roman H. muss lange Zeit hinter Gitter

Es ist am Ende die Vielzahl der Indizien, die zur Verurteilung führt. Die Hauptbeweismittel: Zwei blutverschmierte Teppiche aus der Wohnung der Familie, die mit dem Blut von Mutter und Tochter verschmiert im Unterholz des Truderinger Forst versteckt wurden. Dort, wo Ermittler nach wie vor irgendwo die Leichen vermuten. Blutspuren fanden sich an den Wänden im Flur, an Waschmaschine und Trockner, in der Tiefgarage, am Auto des Angeklagten, an seinen Socken.

Zur Verurteilung tragen auch die widersprüchlichen Aussagen von Roman H. bei. Bei der Polizei gab er an, der Tag des Verschwindens sei völlig harmonisch gewesen, als die beiden Frauen zum Shoppen aufbrachen. Vor Gericht sagte er, Mutter und Tochter hätten sich plötzlich so schwer gestritten, dass sie sich gegenseitig blutige Verletzungen zuführten. "Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Aussage nach dem Studium der Akten an die Ermittlungsergebnisse angepasst wurde", sagt Riedmann.

Die Indizien sprechen gegen den Angeklagten

"Wir halten es kaum für nachvollziehbar, dass aus einem harmonischen Mittagessen binnen weniger als einer Stunde ein Streit zwischen den beiden Frauen entsteht, der mit blutenden Verletzungen endet", sagt der Richter. Zumal die Frauen danach zum Shoppen gegangen sein sollen.

Allerdings bleiben Zweifel am Tatablauf. "Wir haben schlicht und einfach zu wenig Material, wie das vor sich gegangen ist", so der Richter. 

Die Verteidigung will in Revision gehen

Ihr Mandant sei "verstört", erklärt Antje Brandes nach dem Urteil. Die Anwältin vertritt den leiblichen Vater von Tatiana, der als Nebenkläger dem Prozess gefolgt ist. Der Mann hatte sich wohl lebenslange Haft für Roman H. gewünscht. Und noch wichtiger: einen Hinweis des Täters, wo er die Leichen versteckt hat. Beides wurde enttäuscht. "Die Ungewissheit ist eine Qual für ihn", hatte Brandes betont. Er werde in Revision gehen, erklärt die Anwältin.

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Das Gleiche gilt für den Verurteilten. Sein Mandant habe das Urteil zwar gefasst aufgenommen, so Verteidiger Raffael Fach, wolle aber in Revision gehen. Der 46-Jährige hatte in seinem letzten Wort noch einmal seine Unschuld beteuert und wie sein Verteidiger Freispruch gefordert. Staatsanwalt Daniel Meindl hatte eine lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld wegen Totschlags und Mordes gefordert. Ob auch die Ankläger in Revision gehen werden, wird nach Prüfung der Urteilsgründe entschieden, erklärt Sprecherin Anne Leiding.

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  • Wolf388 am 23.02.2021 15:40 Uhr / Bewertung:

    Wurde jemals Untersucht ob der Angeklagte Zugang zu einer Biogasanlage hatte? Da helfen dann auch keine 100 Suchhunde mehr weiter.

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