Mutter lässt zwei Babys verhungern und verdursten
MÜNCHEN/HAAR - Erst im April fand die Polizei die Leiche eines kleinen Babys auf dem Balkon von Alexandra S. Die grausame Vermutung: Vor 14 Jahren ließ die Frau wohl schon einmal ein Baby verhungern und verdursten.
Eingewickelt in eine Tüte ließ eine 38-Jährige aus Haar die Leiche ihres Babys auf dem Balkon ihrer Wohnung liegen. Im April wurde der tote Bub zufällig gefunden (AZ berichtete). Inzwischen ist sich die Münchner Mordkommission sicher, dass Alexandra S. in den 90er Jahren in Neuried ein weiteres Kind zur Welt gebracht und damals ebenfalls seinem Schicksal überlassen hat.
Sie überließ das Baby seinem Schicksal
Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden bis heute nicht gefunden. Die inzwischen verstorbene Schwester soll die Babyleiche damals beseitigt haben.
Alleine brachte Alexandra S. am 5. Januar einen Buben in ihrer Wohnung am Jagdfeldring in Haar zur Welt. Selbst ihr 17-Jähriger Sohn und ihre sieben Jahre alte Tochter wusste nichts davon, dass ihre Mutter ein Baby erwartet. Die 38-Jährige wollte kein weiteres Kind mehr und verdrängte deshalb offenbar die Schwangerschaft. Als ihr Bub zur Welt kam, kümmerte sie sich nicht weiter um ihn, sondern überließ das Baby einfach seinem Schicksal. Der Säugling verdurstete und verhungerte vermutlich – die genaue Todesursache ist bis heute unklar. Gerichtsmediziner konnten bei der Obduktion nicht einmal feststellen, ob das Kind bei der Geburt gelebt hat.
Alexandra S. sitzt in Untersuchungshaft
Alexandra S. packte die Babyleiche in eine Plastiktüte und legt das Bündel wie Abfall auf ihren Balkon. Erst drei Monate später wurde die Babyleiche zufällig gefunden. Die Einzelhandelskauffrau versucht sich herauszureden: Alles sei in Ordnung. Die Polizei wisse vom Baby und kümmere sich darum. Sie legte den Säugling in den Schrank - und sperrte die Tür zu. Erst im April bekam die Polizei einen Tipp und durchsuchte die Wohnung. Seitdem sitzt die Mutter in Untersuchungshaft.
Bei Vernehmungen hat Alexandra S. Andeutungen gemacht, dass sie noch ein weiteres Baby hatte – ein Mädchen, das sie 1995 in ihrer damaligen Wohnung in Neuried zur Welt brachte. „Die Frau macht inzwischen allerdings keine weiteren Angaben“, erklärte Markus Kraus.
Mutter drohen bis zu 15 Jahren Haft
Sie habe sich damals ihrer jüngeren Schwester anvertraut und die habe die Babyleiche beseitigt, behauptete die 38-Jährige. „Wie wissen wir bis heute nicht“, sagt Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission. Die Schwester ist tot, sie starb ein Jahr nach ihrer Nichte. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen Totschlags durch Unterlassung. Verjährt sind beide Fälle noch nicht. Deshalb drohen der Frau bis zu 15 Jahren Gefängnis.
Ralph Hub
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