Mutter (39) gesteht Mord: „Wir werden heute alle sterben“
Die Mutter spricht beruhigend mit ihren Kindern. Dann erdrosselt und erstickt die Frau aus Oberbayern ihre sechs Jahre alte Tochter und die neugeborenen Zwillinge. Wegen Mordes und zweifachen Totschlags steht die 39-Jährige vor Gericht und schildert unfassbare Details.
Landshut – Verzweifelt wehrt sich die Sechsjährige, als ihr die eigene Mutter Mund und Nase zuhält. „Mama, ich will nicht sterben, heute nicht, vielleicht morgen“, fleht das Mädchen. Aber die heute 39-Jährige aus dem oberbayerischen Freising will ihre Kinder mit in den Tod nehmen. Seit Dienstag muss sich die Frau wegen Mordes und zweifachen Totschlags vor dem Landgericht Landshut verantworten. Sie räumt unter Tränen ein, ihre sechsjährige Tochter und dann die vier Monate alten Zwillinge getötet zu haben.
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Die Frau fühlte sich überfordert und am Ende ihrer Kräfte: Die neugeborenen Zwillinge, die sechs Jahre alte Schulanfängerin, hinzu kamen finanzielle Probleme. Als dann noch am 13. November vergangenen Jahres ihr Lebensgefährte und Vater der Zwillinge sich erneut wegen Depressionen in psychiatrische Behandlung begab und sich weigerte, zu ihr zurückzukehren, wusste sie keinen Ausweg mehr.
„Es war ein täglicher Kampf ums Überleben. Ich konnte einfach nicht mehr funktionieren“, sagt sie vor Gericht. Der Lebenspartner habe noch zu ihr gesagt, er wolle den Kindern nicht Tschüss sagen, „weil er das Gefühl hatte, es wäre dann für immer“. Auf welch tragische Weise der Mann recht behalten sollte, ahnte er da noch nicht. Stunden später bekam er von der Frau drei SMS. Darin las er, dass sie soeben die Kinder getötet hatte.
Zunächst, so versichert die ganz in schwarz gekleidete Angeklagte, habe sie lediglich geplant, sich selbst zu töten. Dann habe sie sich aber entschlossen, ihre drei Kinder mit in den Tod zu nehmen. Sie habe niemanden gehabt, dem sie die Kinder anvertrauen konnte. Die 39-Jährige schildert mehr als zwei Stunden lang, wie sie ihre Kinder tötete. Sie redet mit sanfter, leiser Stimme ohne viele Emotionen. Sehr genau will sie sich an das kleinste Detail erinnern und Gespräche wortgetreu wiedergeben.
In einem Waldstück gab sie den Zwillingen die Flasche und stieg mit der älteren Tochter aus. „Ich habe zu ihr gesagt: Wir werden heute alle sterben.“ Das Mädchen wehrte sich, als die Mutter ihr Mund und Nase zuhielt, die Sechsjährige wollte nicht sterben. „Ich kann das so sagen, dass es für uns beide ein Kampf war“, sagt die Angeklagte. Daher ließ sie kurz von der Tochter ab, schlich sich wenig später aber von hinten heran und erdrosselte sie mit einer Windel.
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Ihrer toten Tochter habe sie gesagt, dass sie „zum lieben Gott in den Himmel“ komme. „Ich habe ihr versprochen, dass ihre Geschwister und ich hinterherkommen und wir wieder zusammen sein werden.“ Dann erstickte sie die neugeborenen Zwillinge, legte die drei leblosen Körper in den Kofferraum und plante ihren Freitod. Dass die Neugeborenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht tot waren, ahnte sie nicht.
Unklar ist, ob die Säuglinge, wie zunächst von der Staatsanwaltschaft angenommen, bei dem Aufprall mit Tempo 120 an einer Leitplanke auf der Autobahn 92 bei Unterschleißheim nördlich von München starben. Nach Angaben eines Rechtsmediziners stammten die schweren und tödlichen Kopfverletzungen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von dem Unfall.
In dem Verfahren wird es nach dem umfangreichen Geständnis vor allem auf das psychologische Gutachten ankommen. Nach dem vorläufigen Gutachten geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die 39-Jährige vermindert schuldfähig ist. Möglicherweise wird die Frau in einer Psychiatrie untergebracht. Am kommenden Montag (18. November) ist der ehemalige Lebensgefährt als Zeuge geladen. Er ist inzwischen aus der Klinik entlassen und hat eine andere Frau geheiratet.
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