Mutmaßlicher Poschinger-Mörder: Ein „Großkotz“ und „Angeber“
MÜNCHEN - Vernichtendes Gutachten im Fall Poschinger: Der angeklagte Hausmeister soll nach dem Untersuchungsergebnis eines Psychiaters voll schuldfähig sein. Geht Rainer H. für immer hinter Gitter?
Ständig streicht sich Hausmeister Rainer H. (41) nervös durchs Haar, zieht die Stirn kraus und schüttelt verständnislos den Kopf. Der mutmaßliche Mörder des Managers Dirk von Poschinger-Camphausen (†35) wirkt angespannt, als Psychiater Henning Saß vor dem Münchner Schwurgericht sein Untersuchungsergebnis vorträgt: „Der Angeklagte ist voll schuldfähig. Es besteht eine erhebliche Gefahr, dass er weiterhin Gewaltstraftaten begeht.“
Sollten die Richter dem Gutachter folgen und gegen Rainer H. wegen seiner Gefährlichkeit die Sicherungsverwahrung verhängen, sitzt er praktisch für immer hinter Gittern. Bei einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe werden die Täter in der Regel nach 15 Jahren aus der Haft entlassen. Die Reststrafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Rainer H. bliebe in Haft. Gutachter und Richter würden dann alle zwei Jahre prüfen, ob von ihm immer noch eine Gefahr ausgeht. Würde das bejaht, bliebe er in Haft.
„Die Veränderung solcher Straftäter dauert im Strafvollzug viele Jahre“, sagt Saß und erklärt weiter: „Eine Veränderung setzt zunächst voraus, dass man zu seiner Tat steht.“ Dies tut der Angeklagte nicht. Er bestreitet die Tat.
Wie berichtet, soll er am 14.Januar 2010 den Manager erschossen haben, um an dessen Audi A8 (Wert: 50000 Euro) zu gelangen.
Saß schildert den Angeklagten als „Großkotz“ und „Angeber“ mit großem Geltungsbedürfnis“, der als „Global-Player“ aufgetreten sei. Rainer H. habe immer im Mittelpunkt der Familie gestanden. „Er war Einzelkind. Die Eltern erwarteten viel von ihm“, so der Gutachter. Seine „kriminellen Tendenzen“ habe der Angeklagte erst 2003 entwickelt. In der Zeit sei es bei dem Angeklagten beruflich „bergab“ gegangen. Rainer H. habe einen „Zwang zum Höheren“, leide an einer „maßlosen Selbstüberschätzung“ mit zunehmender „Aggressivität“. Auch seine erste Ehefrau habe dies zu spüren bekommen. Rainer H. habe einen gefälschten Ingenieur- und Doktor-Titel gehabt. „Bei ebay-Bestellungen stellte er sich unter dem Namen Oberboss vor“, so Saß.
Den Mord habe Rainer H. auch lange geplant. Er habe ein Jahr vor der Tat Leichensäcke gekauft, Waffen besorgt und seiner Ehefrau von seinen Tatplänen erzählt. th