Mutmaßlich rechter Fake-Account beschäftigt Münchner Polizei

Unter dem Namen "Dora Bromberger" twittert ein User fleißig vor allem gegen Flüchtlinge und für die AfD. Das Beispiel aus München zeigt, wie plump Stimmung gemacht wird.
München - "Oktoberfest Bilanz der Polizei München: Raubdelikte +700%, Sexualdelikte +97%, Täter meist Iraker, Syrer, Pakistani". Das postete Dora Bromberger am Mittwoch auf ihrer Twitter-Seite.
Das perfide daran: Weder handelt es sich bei "Dora Bromberger" um die echte Dora Bromberger (siehe unten), noch werden die Zahlen eingeordnet. Und die Täter-Schlussfolgerung ist auch falsch: "Dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte", so ein Sprecher der Polizei. Was also hat es mit dem Account auf sich?
Vermutlich handelt es sich um einen Fake-Account
Diese Frage beschäftigt auch die Münchner Ermittler, die durch Zufall auf den Post gestoßen sind. Die (böswillige) Intention hinter dem Tweet ist klar, und genau darüber ärgern sich die Beamten. Denn: natürlich ist der Anstieg mathematisch richtig, die Polizei hat ihn ja selbst veröffentlicht. Aber ein Blick auf die absoluten Zahlen relativiert das Ganze: Im Jahr 2016 gab es genau einen Raub, dieses Jahr waren es derer acht. Bei über sechs Millionen Besucher sicherlich eine Zahl, die nicht aus dem Rahmen fällt. Diese Erklärung bzw. Einordnung der hohen Prozentzahlen verschweigt "Dora Bromberger" aber. (Zur Polizei-Bilanz auf der Wiesn lesen Sie hier mehr)
Die Polizei kann weder bestätigen noch dementieren, dass es sich bei dem Account um einen Fake handelt. Doch der Verdacht liegt nahe. Die echte Dora Bromberger nämlich wurde am 16. Juni 1881 in Bremen geboren und 1942 von den Nazis im Vernichtungslager Maly Trostinez in Weißrussland ermordet. Unter diesem Namen Hetze gegen Flüchtlinge (und nicht nur gegen die, wie ein Blick auf den Account zeigt) zu machen, spottet jeder Beschreibung.
Den Account stilllegen können die Ermittler nicht
Im Übrigen dürfte auch das Bild falsch sein, das den Account "ziert". Wer die Dame ist, die dort zu sehen ist, ist der Polizei nicht bekannt. Weniger schwer ist dafür zu erkennen, worum es dem oder den Besitzern des Accounts geht: Recht monothematisch beschäftigen sie sich mit Dingen, die gerade die rechte Szene umtreiben: Flüchtlinge, Grüne, "Links-versiffte Presse". Dementsprechend beliebt ist der Account auch in den entsprechenden Kreisen (der Oktoberfest-Tweet wurde 230 Mal geteilt, 164 "Likes" bekam er).
Die Social-Media-Stelle der Polizei antwortete unter den Post dann auch, dass diese Darstellung eine Verzerrung darstellt - was allen anderen Kommentatoren aber herzlich egal ist.
Ermitteln können die Beamten nicht, höchstens gegen unbekannt. Dazu müsste aber eine Anzeige vorliegen. Bis auf weiteres dürfte "Dora Bromberger" also weiter ihre unvollständigen Wahrheiten verbreiten.