Museum Mensch und Natur: Traurige Glückwünsche zum Geburtstag

Hans-Albert Treff, Ex-Chef des Museums Mensch und Natur, trauert um sein Lebenswerk: Ende 2020 werde sein "Baby liquidiert".
Nina Job
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Der frühere Museumsleiter Hans-Albert Treff mit einem Glyptodon.
privat Der frühere Museumsleiter Hans-Albert Treff mit einem Glyptodon.

München - Es ist eines der besucherstärksten Museen in Bayern und eines der meistbesuchten Naturkundemuseen in ganz Deutschland: das Museum Mensch und Natur neben dem Nymphenburger Schloss. Am kommenden Sonntag jährt sich die Eröffnung des Hauses vor 30 Jahren.

Doch 2020 wird auch das Jahr sein, in dem das Museum in seiner bisherigen Form verschwinden wird. Aus "Mensch und Natur" soll das "Biotopia"-Naturkundemuseum werden: "ein innovatives, erlebnisorientiertes Museum für die Lebens- und Umweltwissenschaften". Die Ausstellungsfläche wird sich verdreifachen, dafür wird ein Institutsgebäude aus den 1970er Jahren, das nicht unter Denkmalschutz steht, abgerissen und ein Neubau errichtet. Der Entwurf stammt von Staab Architekten aus Berlin.

Ex-Chef schreibt Brief an sein Museum

Für Hans-Albert Treff (79), der das Museum von 1990 bis 2005 leitete, ist nicht der Neubau das Problem, sondern die künftige Ausrichtung: In einem Offenen Brief schrieb er am Donnerstag an "sein Baby", das Museum: "Ende des Jahres sollst du suspendiert, liquidiert und irgendwann durch Biotopia ersetzt werden."

Der frühere Museumsleiter Hans-Albert Treff mit einem Glyptodon.
Der frühere Museumsleiter Hans-Albert Treff mit einem Glyptodon. © privat

Aus Sicht des früheren Museumsleiters wird eine riesige Chance vertan. "Das Museum Mensch und Natur war immer nur eine provisorische Lösung", erinnert er. Geplant, gewünscht und erhofft war stets, ein zentrales Ausstellungsorgan der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns zu schaffen. Doch während Treffs Amtszeit kam es nicht so weit.

Mit einem Landtagsbeschluss 2012 habe es neue Hoffnung für "eine große Lösung" gegeben. So sah es auch der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der schwärmte: "Zum ersten Male können unsere einzigartigen staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen im richtigen Zusammenhang an einem gemeinsamen Ort gezeigt werden."

Treff kritisiert Biotopia-Pläne

Doch Treff meint, die derzeitige Planung ginge in eine andere Richtung. In seinem Offenen Brief schreibt er: "Du, Baby, wirst nicht ausgebaut, sondern ausradiert."

Biotopia bringe "einen totalen Paradigmenwechsel". In den Vordergrund würden unter dem neuen Gründungsdirektor Michael Gorman vor allem verhaltensbiologische Bildungsinhalte rücken. Schätze aus der Geologie, Mineralogie und Paläontologie würden "bis auf ein paar einzelne Schmankerl über Bord geworfen", kritisiert Treff, der Zoologie studiert hat.

Er will "sein" altes Museum auf jeden Fall noch einmal besuchen, bevor es Geschichte ist. Einer seiner Lieblingsräume existiert allerdings schon nicht mehr. Der Raum "Nahrung für die Menschheit" wurde schon kurz, nachdem Treff in den Ruhestand gegangen war, umgestaltet. "Dort gab es eine Haustierwiese, auf der eine Kuh in idyllischer Chiemseelandschaft stand. Dazu wurde auf einem Bildschirm Massentierhaltung gezeigt. Das Thema ist so aktuell wie eh und je." Nachfolger der Kuh wurde damals Bär Bruno, der 2006 bei Bayrischzell erschossen wurde.

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