"Müssen uns am Riemen reißen": OB Dieter Reiter fordert Spardisziplin vom Stadtrat in München

München - Diesmal habe er den Geldbeutel extra tief in den Fischbrunnen getaucht, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf dem Marienplatz. Jedes Jahr am Aschermittwoch versucht das Rathaus, seine Finanzen mit etwas Aberglaube aufzupolieren. Zurück geht das traditionelle Geldbeutelwaschen auf das 15. Jahrhundert.
Damals sollen, so erzählt es Reiter, die Dienstmägde am Aschermittwoch ihre Geldbörsen in den Brunnen gehalten haben. Nichts außer Wasser rann heraus. Das sollte den Herrschaften zeigen, wie viel Geld der Fasching gekostet hatte und dass sie dringend mehr davon brauchen.
Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen in München: Jetzt muss der Aberglaube helfen
Das geht dem Rathaus heute ähnlich. Egal, ob man den Oberbürgermeister, seinen Kämmerer oder den CSU-Chef Manuel Pretzl aus der Stadtratsopposition fragt, alle sind sich einig: So leer war die Rathaus-Kasse schon lange nicht mehr. "Aber anders als im Fasching hauen wir das Geld nicht auf den Kopf", sagt Christoph Frey (SPD). Als Kämmerer ist er für die städtischen Finanzen verantwortlich.
Frey betont: Die Stadt gebe ihr Geld nur für wichtige Investitionen aus. Der größte Brocken im Haushalt macht laut dem Kämmerer schließlich der Schulbau aus. Außerdem spare das Rathaus bereits: 150 Millionen Euro haben alle Referate weniger zur Verfügung. Einschnitte sollen die Münchnerinnen und Münchner aber keine merken, sagt Frey.
Herausforderungen und Sparmaßnahmen: Finanzlage des Rathauses in München im Fokus
CSU-Chef Pretzl fallen hingegen noch ein paar Posten ein, wo die Stadt den Rotstift ansetzen sollte. Ihn stört zum Beispiel, dass die Stadt das Kassen- und Steueramt für knapp 100 Millionen Euro saniert. Dass sie in Johanneskirchen für ein paar Hundertmeter Tram-Linie 70 Millionen ausgeben will. Und dass sie an der St.-Magnus-Straße in Solln für mehre Millionen einen Radweg baut, den sich nicht mal Radler wünschen, zählt Pretzl auf.
So konkrete Spar-Vorschläge macht Oberbürgermeister Reiter nicht. Aber auch er hofft, dass sich heuer alle im Stadtrat "etwas früher besinnen". "Vielleicht haben noch nicht alle die Zeichen der Zeit erkannt", meint Reiter. Auch aus der Opposition kämen immer noch viele Anträge, die zu viel Geld kosten würden. "Wir müssen uns alle am Riemen reißen."
Außerdem treibt den OB die Frage um, wie lange sich die Münchner ihre Stadt noch leisten können. Zum Beispiel kämpfe er deshalb für einen Münchner Mindestlohn von 16 Euro und mehr bezahlbaren Wohnraum, den nicht nur die Stadt, sondern auch Unternehmen bauen müssten.