Münchnerin trotz Negativtest in Dauer-Quarantäne: "So legen wir bald die ganze Stadt lahm"

Gefangen in der Endlos-Quarantäne? Ende Dezember wird Sophia Mooser positiv auf Corona getestet – vom Gesundheitsamt fühlt sie sich seitdem im Stich gelassen.
von  Paul Nöllke
Sophia Mooser (26) mit negativem Selbsttest. Wie sie endlich aus der Quarantäne darf? Kann ihr auch das Gesundheitsamt nicht sagen.
Sophia Mooser (26) mit negativem Selbsttest. Wie sie endlich aus der Quarantäne darf? Kann ihr auch das Gesundheitsamt nicht sagen. © privat

München - Wann sie wieder aus ihrer Wohnung darf? Das weiß Sophia Mooser nicht. "Vielleicht ein Luxusproblem", sagt die 26-Jährige, "aber ich fühle mich schon eingesperrt". Denn Mooser ist nach einer Corona-Infektion bereits fast zwei Wochen in Quarantäne, nur wann und wie diese endet – das kann ihr keiner sagen.

Vor knapp zwei Wochen war ihr Test positiv

Am 30. Dezember wollte sich die Münchnerin eigentlich mit Freunden treffen. Davor macht sie verantwortungsvoll einen Schnelltest. Dieser zeigt zwei Striche – also eine Corona-Infektion. Ärgerlich, denn Mooser ist bereits dreimal geimpft. "Ich hatte erst noch Hoffnung, dass es ein falsches Ergebnis ist." Doch als sie später einen PCR-Test macht, bestätigt sich das Ergebnis. Mooser hat Corona – und muss in Quarantäne.

"Erst war ich positiv vom Gesundheitsamt überrascht", sagt Mooser. Denn das schickt ihr bereits am 2. Januar einen Quarantänebescheid und ein Formular, auf dem Kontaktpersonen vermerkt werden können. Mooser füllt die Dokumente aus, doch das Dokument mit den Kontaktpersonen kann nicht abgeschickt werden.

Eigentlich sollte sie nur wenige Tage warten...

Am nächsten Tag ruft das Gesundheitsamt an, um die Kontaktpersonen zu erfragen. Man sichert ihr zu, dass sich das Amt in ein bis drei Tagen noch einmal melden würde, um die Quarantäne zu erklären.

Doch es meldet sich niemand bei Mooser – bis heute. Am 6. Januar hätte sich Mooser laut dem ersten Bescheid mit einem negativen Testergebnis aus der Quarantäne befreien können. Corona-Symptome hatte sie bis dahin gar keine. Sie macht also einen PCR-Test: Das Ergebnis ist negativ. Kann sie also die Quarantäne wieder verlassen?

Das Gesundheitsamt war nicht zu erreichen

Nein! Denn in einem Quarantäne-Bescheid, welchen sie am gleichen Tag bekommt, schreibt ihr das Gesundheitsamt, dass es doch keine Option zum "Freitesten" aus der Quarantäne gebe. Frühestens könne sie am 13. Januar aus der Quarantäne.

Das Amt würde einen Test organisieren. Tags darauf ruft sie 30 Mal beim Gesundheitsamt an, erzählt sie. Doch sie kommt nicht durch. Erst am nächsten Tag klappt das. Die Bearbeiterin am anderen Ende der Leitung entschuldigt sich. Natürlich könne sie die Quarantäne verlassen. Mooser freut sich, geht eine Runde spazieren und das Nötigste einkaufen.

Nach neun Tagen in ihrer 30 Quadratmeter großen Wohnung kann sie endlich raus. Doch nur drei Stunden später ein Anruf des Gesundheitsamts: Es war ein Fehler! Die Quarantäne dauert an. Die verkürzte Quarantäne gelte an anderen Orten - zum Beispiel in Ebersberg - nicht jedoch in München. "Das ist doch wirklich schwer verständlich", findet Mooser.

Münchnerin glaubt nicht, dass das Gesundheitsamt Schuld hat

Das Gesundheitsamt bucht für sie einen neuen PCR-Test – 14 Tage nach dem positiven Test. Ein paar Tage später bekommt sie die vorerst letzte E-Mail des Amts mit Informationen, wie sie sich nach Beendigung der Quarantäne verhalten soll.

"Durch so etwas legen wir doch die ganze Stadt lahm", sagt Mooser verärgert. "Ich glaube aber nicht, dass das Gesundheitsamt Schuld hat. Sondern die Leute, die diese Regeln machen und wieder ändern." Das Gesundheitsreferat erklärt auf AZ-Anfrage, man mache aus Datenschutzgründen keine Angaben zu Einzelfällen.

"Grundsätzlich werden Personen innerhalb von ein bis zwei Tagen kontaktiert", so ein Sprecher. Sophia Mooser hofft nun, dass sie die Quarantäne nach 14 Tagen dann endlich verlassen darf.

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