Münchnerin mit gestohlenem Auto gerammt – wer zahlt den Schaden?

Jugendliche Autodiebe bauen einen Unfall – das bringt Probleme für die Geschädigte. Denn keine Versicherung will den Schaden an deren Wagen bezahlen. 
von  John Schneider
Fast auf Schaden sitzen geblieben: Anita T.
Fast auf Schaden sitzen geblieben: Anita T. © jot

München – Es ist eine kuriose Geschichte: Drei Schüler fahren Ende März 2018 durch München – mit einem gestohlenen Opel Corsa. In der Forstenrieder Allee bauen sie prompt einen Unfall. Der Corsa touchiert mit dem Seitenspiegel die offene Tür eines Chryslers. "Wenn ich zehn Zentimer weiter vorne gestanden hätte, hätte es mich erwischt", sagt Anita T. (50).

So blieb es, Gott sei dank, bei einem Blechschaden. Aber der war erheblich. 2.200 Euro setzt die Werkstatt an, dazu kommen unter anderem Gutachterkosten – insgesamt 2.800 Euro. Den sollte die Versicherung des Corsa tragen, findet Anita T.: "Ich will meinen Schaden ersetzt bekommen."

Landgericht kippte Urteil des Amtsgerichts

Klare Sache? Eher nicht. Das Trio, das nach dem Unfall einfach weiterfuhr, beschuldigte sich bei der Polizei gegenseitig, gefahren zu sein. Den Schlüssel fürs Auto hatten sie sich bei der Tochter der Corsa-Halterin besorgt. So lange aber nicht klar ist, wer gefahren ist, will die Autohaftpflicht nicht zahlen.

Anita T. klagte. Und scheiterte am Amtsgericht. Dessen Begründung: Weil der Fahrer ein Jugendlicher war, hätte die Klägerin konkret sagen müssen, wer gefahren ist. Nur so lasse sich über seine Einsichtsfähigkeit urteilen.

Anita T. ging in Berufung. Und siehe da: Die höhere Instanz kippte das Urteil. Das Landgericht erklärte bei der Verhandlung, das Risiko liege in einem solchen Fall bei der Versicherung. Wenn der vom Gericht vorgeschlagene Fifty-fifty-Vergleich greift, bekommt Anita T. 1400 Euro erstattet. Immerhin. Dass es nicht mehr wird, liegt auch daran, dass sie durch die offenstehende Tür vielleicht selbst Mitschuld am Unfall trägt.

Trotzdem: Die 50-Jährige wirkt nach der Verhandlung erleichtert. Die kuriose Geschichte scheint für sie ein gutes Ende zu nehmen.

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