Münchnerin finanziert Luxusleben mit Schmiergeld
München - Schöne Reisen, Designer-Mode, teure Autos – damit die allein stehende kaufmännische Angestellte Sandra K. (49; Name geändert) ihr Luxusleben finanzieren kann, begünstigt sie eine Firma bei der Vergabe von Arbeitsaufträgen – im Gegenzug kassiert sie Schmiergelder von über 256.000 Euro.
Dadurch entsteht bei ihrem Ex-Arbeitgeber ein Schaden von über 615.000 Euro. Jetzt steht sie wegen Untreue und Bestechung in 65 Fällen vor dem Münchner Landgericht.
Sandra K. ist eine Art Selfmade-Frau. Nach der Realschule macht sie zunächst eine Ausbildung als Verkäuferin. Mit 22 Jahren wird sie schwanger. Sie ist allein erziehend. Im Mutterschutz bildet sie sich weiter. „Zur qualifizierenden Bürokraft“, sagt die Angeklagte.
1999 bekommt sie bei der Telekom-Tochter T-Systems International GmbH (TSI) ihre Chance. Beim Konzern für Informations- und Kommunikationstechnik fängt sie als Angestellte an. 2004 steigt sie zur Teamleiterin im Auftragsmanagement auf. Dabei arbeitet sie eng mit einer Vertriebsfirma zusammen, die an TSI-Kunden Büromaterial liefert. Von der lässt sich Sandra K. schmieren. Wenn die Firma mit Zahlungen zögert, droht sie: „Es gibt auch andere.“
Die Schmiergeldliste der Staatsanwaltschaft ist vier Seiten lang: Am 11. Oktober 2005 gehen die ersten 3.000 Euro an die Angeklagte. Kurz vor Weihnachten 2005 fließen 2.000 Euro an sie. Verwendungszweck: „Kontoauffüllung“.
Am 4. Januar 2006 zahlt die Vertriebsfirma die Leasingrate von über 3.936 Euro für ihren neuen VW Golf.
Ende Januar geht es für zwei Wochen nach Mexiko. 3.313 Euro und 50 Cent lässt sich das die Vertriebsfirma kosten. Kaum aus dem Urlaub zurück, folgen bis Dezember 2006 sieben Einzahlungen auf das Konto der Angeklagten. Insgesamt werden 31.500 Euro an Schmiergeldern gezahlt.
Im Juli 2007 ist ein Wochenendtrip nach Dubai für 1.200 Euro fällig. Danach Australien für 3.500 Euro. Im August 2007 lässt sie sich für 8.990 Euro das Gebiss sanieren. Dann geht’s wieder nach Mexiko für 3.306 Euro.
Kurz bevor sie Anfang 2011 auffliegt, ordert Sandra K. einen Audi TT. Die Leasingraten von 608 Euro zahlt die Vertriebsfirma. Über ihre Anwältin Aglaia C. Muth legt die Angeklagte ein Geständnis ab. Dafür soll sie eine Bewährungsstrafe von nicht mehr als zwei Jahren bekommen. Das Urteil wird am 25. Februar erwartet.
- Themen:
- Audi
- Landgericht München
- VW