Münchner Wohnungsamt schließt für drei Wochen
Um über 6.000 Papiere abzuarbeiten, schließt die Behörde im Mai und Juni für drei Wochen – eine Telefonhotline bleibt bestehen.
München - Notstand im Wohnungsamt: Die rund 100 Sachbearbeiter im Münchner Amt für Wohnen und Migration kommen einfach nicht mehr hinterher: Weil immer mehr Münchner wegen der hohen Mieten Anträge auf eine Sozialwohnung stellen, türmen sich dort inzwischen Papierberge.
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Aktuell sind 6.285 Anträge unerledigt, "viele davon liegen seit Monaten da", sagt Amts-Chef Rudolf Stummvoll. Jetzt gibt’s nur noch einen Weg, die Menge abzuarbeiten: Die Abteilung "Registrierung und Vergabe von Sozialwohnungen" (Franziskanerstraße 8) macht drei Wochen lang für den Kundenverkehr dicht, vom 9.-13. Mai und vom 6.-17. Juni. Neu-Anträge können weiterhin abgegeben werden – an der Infothek. Für dringende Anfragen gibt es ein Infotelefon (Tel. 233-40001). Die aktuelle Antragsflut ist aber nur ein Teil der Probleme, mit denen das Wohnungsamt zu kämpfen hat. Denn selbst, wenn die Papiere bearbeitet sind, bleibt die Frage, wo die Bedürftigen wohnen sollen.
12.800 Münchner Haushalte suchen aktuell eine Sozialwohnung, davon sind 8.500 mit der "Dringlichkeitsstufe 1" gelistet (ein Drittel mehr als 2011), 5.500 Menschen sind obdachlos. Das Amt kann pro Jahr aber nur rund 3.000 Wohnungen vergeben – weil kaum jemand aus einer Sozialwohnung auszieht und weil zu wenig Neubauwohnungen dazukommen. Da wird auch das Schnellbauprogramm "Wohnen für Alle", durch das OB Dieter Reiter (SPD) pro Jahr rund 1.000 günstige Wohnungen zusätzlich bauen will, nur bedingt helfen. Noch brisanter wird die Not durch die rund 4.000 Wohnungen, die seit 2012 aus der "Sozialbindung" gefallen sind. Hier steht es den Eigentümern nun frei, die Mieten zu erhöhen. Weitere 10.000 solche Fälle kommen bis 2020 dazu.
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Immerhin ist organisatorische Erleichterung in Sicht: Ab Oktober startet die Stadt die Plattform "Soziales Wohnen online" (SOWON). Vermieter können freiwerdende Sozialwohnungen dann online melden und Berechtigte sich online auf die Wohnung ihrer Wahl bewerben. Damit fällt zumindest ein großer Teil der Papierarbeit weg.