Münchner Wirt: Zum Dessert Kokain

München - „Servus, Du Kranker. Wie geht’s? Zwischen sieben und acht werde ich auftauchen. Ich wohne jetzt auf Hausnummer 240“, so begrüßte Heinz L. den Gastwirt Franz W. (59) aus Thalkirchen regelmäßig am Telefon. Dann wusste der Wirt Bescheid: Der Heinz bringt gleich 240 Gramm Kokain vorbei.
Das soll Franz W. seinen Gästen zum Nachtisch serviert haben. Jetzt steht er wegen Drogenhandels vor einem Münchner Schöffengericht. Nach Erkenntnis der Ermittler sollen Franz W. und die 42-jährige Bedienung Milagros R. in der Kneipe ein halbes Jahr mit Kokain gedealt haben – das Gramm für 75 Euro.
Das Geld wurde in die Kasse gelegt und mit der Ziffer eins mit Stern als „Dessert“ registriert. Die Polizei ermittelte bereits seit Wochen gegen Heinz L. und zwei weitere Rauschgifthändler. Sie observierte sie, hörte ihre Telefongespräche ab und zeichnete die Gespräche auf.
Die Dealer hatten sich auf verschiedene Codes geeinigt. Sie ahnten nämlich, dass die Kripo hinter ihnen her war. Die Polizei ist sich sicher, dass der Wirt Koks bestellt hat, wenn er am Telefon gesagt hat: „Ich brauche wieder Kleingeld.“ Oder: Heinz L. soll zu einer Kokain-Käuferin im Dezember 2011 gesagt haben: „Ich habe jetzt die gewünschten Winterreifen.“
Antwort: „Weihnachten ist jetzt gerettet.“ Oder: „Ich bin beim ADAC gewesen.“ Das sollte bedeuten, dass Heinz L. wieder zwei größere Lieferungen Kokain und Marihuana mit dem Auto aus Holland nach München geschmuggelt haben soll. Denn am Telefon hatte sich ein Dealer versprochen, als er gefragt hatte: „Was meinst Du mit ADAC?“
Antwort: „Du weißt doch, was wir ausgemacht haben.“ Die Bedienung Milagros R. ist bereits zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Andreas Schwarzer, Anwalt von Franz W., meint, dass die Verhöre nicht korrekt abliefen: „Auf Nachfrage eines Anwalts hätte die Polizei in Fürstenfeldbruck die Vernehmungen abbrechen müssen. Das haben sie aber nicht.“ Prozess-Fortsetzung ist am 29. Oktober.