Münchner will Buddhas retten

Mit neuer Technik: Münchner Forscher wollen die Riesen-Buddhas vor dem Verfall retten.
München - Die Bilder der Sprengung sind noch in schlimmer Erinnerung: Die Taliban zerstörten vor knapp zehn Jahren die riesengroßen Bamiyan-Buddha-Statuen in Afghanistan. Münchner Forscher helfen jetzt bei der Rekonstruktion der 55 und 38 Meter großen Figuren. Eines ihrer ersten Ergebnisse: Die Buddhas waren nicht immer farblos gewesen. „Die Statuen hatten eine farbintensive Erscheinung”, sagt Erwin Emmerling vom vom TU-Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft.
Dunkelblau und rosa leuchteten die Umhänge ursprünglich einmal. Als die Farben verblassten, wurden sie orange übermalt, ehe die Farbe dann doch fast vollständig abblätterte. Die Wissenschaftler TU fanden all’ dies heraus, weil sie Hunderte von Fragmenten der über 1400 Jahre alten Statuen untersuchten. Emmerling und seinem Team gelang es, den Entstehungszeitraum und die Bauweise genauer zu analysieren. Eine wichtige Voraussetzung, um diese Kunstschätze wieder zu rekonstruieren.
Über die Kunstfertigkeit der Erbauer staunen selbst die Forscher: Die Statuen wurden direkt aus dem Kliff geschlagen, die äußere Haut mit den wallenden Gewändern aber formten die Handwerker aus Lehm, der in zwei oder drei Schichten aufgetragen wurde. Emmerling: „Das sind glatte, perfekte Oberflächen - eine Qualität wie sie sonst nur gebrannte Materialien wie etwa Porzellan haben.”
Die untere Putzschicht wurde von Seilen gehalten, die an kleinen Holzpflöcken befestigt wurden. Der Putz selber enthielt Stroh, Häcksel, Tierhaare und andere Zusätze, die den Putz stabilisierten und ein Schrumpfen verhindern sollten. „Diese bis zu acht Zentimeter dicken Schichten haben so nicht nur fast 1500 Jahre überlebt, sondern in Teilen sogar die Sprengung.”
Doch die Bruchstücke der Statuen sind jetzt in Gefahr für immer zu Staub zu werden. Zur Zeit lagern sie in provisorischen Lagerhallen oder sind notdürftig abgedeckt. Der poröse Sandstein zerfällt weiter. Und da kommen die TU-Konservatoren ins Spiel. Statt mit Kunstharzen, dessen Einsatz nicht möglich ist, könnten die Münchner die Steine mit einer siliciumorganischen Verbindung im Innern festigen.
Doch dazu müsste eine Fabrik vor Ort gebaut oder aber die tonnenschweren Steine nach Deutschland gebracht werden. Eine Konferenz in Paris wird das in der nächsten Woche entscheiden müssen.