Münchner Weltenbummler: Ihm fehlt nur noch Afghanistan

MÜNCHEN - Wolfgang Stoephasius (68): Der Schwabinger Weltenbummler hat den kleinen Inselstaat Nauru im Pazifik bereist – und damit 191 Länder der Staatengemeinschaft. Jetzt muss er nur noch in eine Kriegszone.
Beim vierten Anlauf hat es dann doch geklappt: Der Schwabinger Weltenbummler Wolfgang Stoephasius (68, AZ berichtete) hat endlich Nauru im Pazifischen Ozean besucht – und damit 191 der insgesamt 192 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen bereist. Bleibt nur mehr ein letztes Land übrig: Nur Afghanistan kennt der pensionierte Kriminalhauptkommissar noch nicht.
Mit einer Fläche von 21Quadratkilometern ist Nauru der drittkleinste UN-Staat nach dem Vatikan und Monaco. Nur 13000 Menschen leben in dem Mini-Land, dessen Wirtschaft seit Jahren eine schwere Krise durchmacht. „Daraus resultierte, dass die Insel wegen finanzieller Engpässe bei der Airline kaum noch zu erreichen war, ja fast ein Jahr total von der Umwelt abgeschottet war“, erklärt Stoephasius. Deshalb musste der Deutsche seinen Tripp immer wieder verschieben – bis jetzt.
Von Brisbane in Australien aus flog er, mit Zwischenstopp in Honiara auf den Salomon-Inseln, nach Nauru. Nur mit Handgepäck „bewaffnet“ erkundete er das kleine Eiland, reiste zurück nach Brisbane – und schilderte der AZ per E-Mail seine Eindrücke.
„Nauru war vor dem ersten Weltkrieg eine deutsche Kolonie“, schreibt der Abenteurer. Gräber und Bauten aus dieser Zeit gebe es dort zwar keine mehr. „Aber in die Sprache der Einheimischen haben etliche deutsche Wörter Eingang gefunden – zum Beispiel Gott, Engel, Schaf und die Wochentage Montag bis Freitag.“
Weil auf Nauru einst erfolgreich Phosphate abgebaut wurden, sei das Land in den 70er Jahren zu einem der reichsten der Welt aufgestiegen, erzählt er weiter. „Doch dann gingen die Vorkommen zu Ende – und der Staat war ruiniert.“ Als Australien sich weigerte, Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak aufzunehmen, sei der Staat noch einmal zu einem unverhofften Geldsegen gekommen. Canberra brachte die 1300 Menschen dort unter – und bezahlte der Inselregierung im Gegenzug 35Millionen Euro pro Jahr. Wolfgang Stoephasius: „Australien hat diese Leute nun aber doch ins Land geholt und die letzte Einnahmequelle für Nauru war dahin.“
Heute sei die Insel Lichtjahre von ihrem früheren Wohlstand entfernt. Der Münchner schreibt über eine Rundfahrt und über Häuser, von denen viele nur noch Ruinen sind. „Doch denkt man sich diese Schutthaufen weg, hat man ein kleines Südseeparadies mit Palmen, Frangipangi und tosenden Wellen vor korallenklippenbesetztem Strand“, schildert er. „Eigentlich macht es keinen großen Sinn, hierher zu kommen. Außer es fehlen einem auf seinen bisherigen Reisen nur noch zwei UN-Staaten, wie so einem Spinner wie mir.“
Übrigens bereitet Wolfgang Stoephasius bereits sein nächstes Abenteuer vor – Afghanistan: „Ich habe schon einen Plan, wie ich das heuer noch ohne allzu großes Risiko schaffen kann.“
Dann hätte der Schwabinger Weltenbummler alle 192 UN-Mitgliedsländer besucht. Laut der Homepage mosttraveledpeople.com ist er schon jetzt der am weitesten gereiste Deutsche.
N. Kettinger