Münchner verkaufen ihre Diesel - und Benziner-Preise ziehen an

Einst galten Diesel als besonders umweltfreundlich. Lang, lang ist es her. Denn der Verbrauch und damit der Schutz des Weltklimas sind in den Hintergrund getreten – als ökologisch gilt inzwischen vor allem, was besserer Luft in den Städten zuträglich ist. Und da sind Feinstaub, Kohlenwasserstoff, Stickoxide ein großes Problem – allesamt werden besonders von älteren Dieselautos ausgestoßen.
Was Öko-Aktivisten schon lange fordern, könnte bald Realität werden: ein Dieselverbot in der Innenstadt, wenigstens an besonders belasteten Tagen. Die Stadt steht nach einem Gerichtsurteil unter Druck. Und der Gebrauchtwagenmarkt in München hat sich schon jetzt verändert, wie eine exklusive Auswertung tausender Angebote der Gebrauchtwagen-Plattform Mobile.de für die AZ zeigt.
Beim Händler wollen alle nur noch ihre Diesel verkaufen
Bei den Händlern in der Stadt ist das Dieselverbot sowieso ein tägliches Thema. „Die Leute sind sehr gut informiert, dass ein Dieselverbot droht“, sagt etwa der Verkäufer Harald Reiter vom Gebrauchtwagen-Zentrum Hemmerle in Trudering „Seit etwa einem Jahr hat es sich verändert. Die Leute wollen alle ihre Diesel verkaufen und Benziner kaufen. Mit Diesel sind sie sehr vorsichtig geworden.“
Gut die Hälfte der in München zugelassenen Autos sind noch Diesel. Doch jetzt wird es eng – auch durch das drohende Dieselverbot. Benziner werden in der Stadt immer weniger angeboten. Bei Mobile.de standen im September 2015 noch 7344 in der Stadt zum Verkauf, im Februar 2017 waren es nur noch 7030, das macht ein Minus von 4,3 Prozent (Angebote ohne Volkswagen). Die Preise hingegen stiegen rasant: Hier ergab sich ein Plus von 15,5 Prozent.
Normalerweise steigen die durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreise immer weiter an. Doch für Diesel-Fahrzeuge in München gilt das nicht mehr. Die Preise stagnieren. Hier gab es nur ein dürftiges Plus von 1,4 Prozent, im Februar fielen sie im Vergleich zum Januar sogar leicht ab. Dafür wollen immer mehr Münchner ihren alten Diesel verkaufen. Mobile.de verzeichnet ein Plus von 9,2 Prozent seit September 2015.
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Der VW-Skandal mag dem Image von Diesel geschadet haben. Der Marke Volkswagen beim Gebrauchtwagenkäufer in München aber erstaunlich wenig. So stiegen die Preise für Volkswagen-Diesel seit September 2015 überdurchschnittlich stark an: um 6 Prozent. Allerdings sind immer weniger VW-Benziner auf dem Münchner Markt (minus 2,3 Prozent), hier stiegen die Preise um 11,8 Prozent an.
Schlechte Nachrichten für Diesel-Fahrer. Die sind derzeit ohnehin nicht gut drauf. Manche sind gleich doppelt auf ihren Diesel angewiesen. Wie Fahrlehrer Markus König (50). „Das Dieselverbot ist katastrophal für mich – sowohl beruflich als auch privat“, sagte er gestern. „Und 50 Schachteln Zigaretten rauchen ist doch mehr Feinstaub als ein Diesel.“