Münchner überführte Stasi-Mann im Internet - der verklagt ihn

Darf man einen Inoffiziellen Mitarbeiter beim Namen nennen? Der Münchner Wissenschaftler Joachim Heinrich hat es getan und einen Spitzel im Internet per Foto identifiziert. Der klagt jetzt vor dem Münchner Landgericht.
von  Abendzeitung
Stellte das IM-Foto ins Internet: Der Münchner Wissenschaftler Joachim Heinrich will das Bild nicht löschen.
Stellte das IM-Foto ins Internet: Der Münchner Wissenschaftler Joachim Heinrich will das Bild nicht löschen. © John Schneider

MÜNCHEN - Darf man einen Inoffiziellen Mitarbeiter beim Namen nennen? Der Münchner Wissenschaftler Joachim Heinrich hat es getan und einen Spitzel im Internet per Foto identifiziert. Der klagt jetzt vor dem Münchner Landgericht.

Lange Zeit galt er als Bürgerrechtler. Doch nach der Wende kam heraus, dass Peter F. (Name geändert) als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die Stasi in Erfurt gearbeitet hat. Ein im Internet veröffentlichtes Foto zeigt die Versiegelung eines Stasi-Archivs im Dezember 1989 – darauf ist der blonde IM in vorderster Reihe neben dem Militärstaatsanwalt zu sehen. In der Bildunterschrift wird er mit seinem richtigen Namen genannt.

Dagegen klagte Peter F. vor der 9. Zivilkammer des Münchner Landgerichts. Er berief sich auf das Recht am eigenen Bild und will erreichen, dass sein früheres Bespitzelungs-Opfer, der Münchner Wissenschaftler Joachim Heinrich, das Bild und die Bildunterschrift löscht. „Wenn das Bild nur Sie zeigen würde, hätten Sie gute Chancen“, erklärte die Kammer dem Kläger. Da es sich aber um ein zeitgeschichtliches Bild handele, das eben bei der Versiegelung des Erfurter Stasi-Archivs geschossen wurde, sehe die Lage anders aus.

Trotzdem fragte der Vorsitzende Richter Thomas Steiner, ob der Beklagte nicht doch bereit wäre, auf die Namensnennung zu verzichten. Die Antwort war ein klares Nein. Joachim Heinrich: „Ich als Betreiber der Internetseite weigere mich, diese Informationen von www.stasi-in-erfurt.de zu entfernen.“ Grund für die harte Haltung: Peter F. gehörte zur „Spitzel-Elite“, die „Zersetzungsmaßnahmen“ gegen ihre Opfer einleiten sollte. Peter F. habe im Auftrag der Stasi das Vertrauen zahlreicher Oppositioneller erschlichen und bespitzelt – unter anderen auch Joachim Heinrich. „Er gehörte zu den am besten bezahlten IM in der DDR.“ Ein Urteil soll am 15. April verkündet werden.

John Schneider

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