Münchner Touris - Ja, so san's!
Die Zahl der Besucher ist weiter gestiegen. Eine Studie erklärt, woher die meisten Gäste kommen – und drei Münchner sagen, wie sie sich hier verhalten.
München - Goldene Zeiten für den Münchner Tourismus: In den ersten acht Monaten dieses Jahres besuchten rund 3,8 Millionen Menschen die Landeshauptstadt – das entspricht einem Zuwachs von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, meldet das Tourismusamt. Auch die Übernachtungen in den 400 Münchner Hotels nahmen um 5,5 Prozent zu und liegen jetzt bei 7,6 Millionen.
Das Tourismusamt rechnet mit einem weiteren Rekordjahr und erwartet bis Jahresende knapp 12 Millionen Übernachtungen – eine Million mehr als 2010. Wer genau nach München kommt, das ist dem Tourismusamt eine detaillierte Statistik wert: 42 Prozent der Besucher reisten aus dem Ausland an – vor allem aus den Nachbarländern Österreich, Schweiz und den Niederlanden. US-Amerikaner, die seit Jahren zu den größten Fans der Landeshauptstadt zählen, kamen heuer weniger – die Zahl der Gäste aus China und Russland stieg dafür umso mehr.
Woher sie kommen, wäre damit geklärt – aber nicht, wer und wie sie wirklich sind. Drei Münchner, die beruflich mit Touristen zu tun haben, erzählen der AZ von ihren Erfahrungen – so sans, die Münchner Touristen.
"Touristen sind geizig beim Trinkgeld – nur die Russen nicht"
Nermin Sacirovic (36) arbeitet als Kellner in der Touristenfalle „Café am Marienplatz“. 95 Prozent seiner Kunden sind Zugereiste, schätzt er. Kein Wunder also, dass der Serbe seine Bestellungen in insgesamt acht Sprachen aufnehmen kann - auf Spanisch oder Französisch etwa, Russisch spricht er fließend. Andere Kollegen haben Vietnamesisch und Chinesisch gelernt. Obwohl sich Sacirovic so auf sein Klientel vorbereitet, gibt es wenig Trinkgeld. „Die Araber sind dabei die Schlimmsten!“, erzählt er. „Erst muss man ihnen das Menü vortragen, dann entscheiden sie sich für einen Cappuccino und geben hinterher nicht einen Cent Trinkgeld!“. Auch sonst seien Touristen eher geizig. „Nur die Russen nicht“, lacht Sacirovic „mit denen versteh’ ich mich gut!“
„Unterhaltsam sind sie schon, unsere Touristen“
Marco Schum (34) verkauft Zigarren. Seit zehn Jahren steht er im Dallmayr Tabakladen – er kennt seine Kunden. Etwa 20% seien Touristen. Große Unterschiede sieht Schum in den Nationalitäten: Japaner, sagt er, können sich nicht entscheiden. „Die stehen dann fünf Minuten rum und starren auf zwei Schachteln. Beratung kennen die nicht“. Chinesen kommen in Clans, fassen alles an und gehen wieder. Richtig nett findet er Spanier, Italiener und Schweizer – die seien gemütlicher. Im Vergleich zur Deutschen Kundschaft gibt es einen Unterschied: Das Geld – vielen Touristen sei genau das egal. „Sie sind fürs Shopping nach München gekommen“ sagt er und erinnert sich an einen Araber, der mal für 25000 Dollar Zigarren kaufte – und in bar bezahlte. Schum: „Unterhaltsam sind sie schon, unsere Touristen.“
"Oft hilft nur lächeln"
Carola Bumann (45) ist Hotelkauffrau im Hotel „Eden Hotel Wolff“ in der Arnulfstraße, gleich gegenüber vom Hauptbahnhof. Besonders gern hat sie Gäste aus den Vereinigten Staaten. „Amerikaner sind neugierig und interessiert, lassen sich gerne beraten und sind generell unkompliziert“, sagt sie. Schwierig findet sie ihre Landsleute – viele Deutsche Gäste seien schlecht gelaunt oder missmutig. „Da hilft dann nur lächeln“, sagt sie. Und auf die netten Amerikaner warten, vielleicht. Schade, dass immer weniger nach Deutschland reisen.