Münchner Theaterchef bald wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht

Privattheater leiden unter der Corona-Krise ganz besonders. Die Komödie im Bayerischen Hof hat in diesen schwierigen Zeiten noch ein zusätzliches Problem: Ihr Intendant Thomas Pekny steht in Kürze wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht.
von  Robert Braunmüller
Thomas Pekny, Intendant der Komödie im Bayerischen Hof.
Thomas Pekny, Intendant der Komödie im Bayerischen Hof. © Matthias Balk/dpa

München - Der Prozess gegen ihn soll am Donnerstag vor dem Landgericht München I beginnen, wie auch Peknys Anwalt Florian Zenger auf Anfrage bestätigte. Weiter wollte er dazu zunächst nichts sagen. Pekny ließ über sein Theater ausrichten, dass er sich ebenfalls zu dem Verfahren nicht äußern wolle. 

Drei Fälle aus den Jahren 2015 und 2016 vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft München I wirft dem 67-Jährigen vor, mehrfach betrunkene Frauen nach dem Oktoberfest angesprochen und mit in die Probenräume seines Theaters genommen zu haben. Dort soll er sich an den schlafenden Frauen vergangen und die Taten gefilmt haben. Angeklagt sind drei Fälle aus den Jahren 2015 und 2016. 

Die Fälle werfen nicht nur ein Licht auf die dunkle Seite des größten Volksfests der Welt, sondern auch auf den unerfreulichsten Aspekt männlicher Sexualität: Vergleichbares Material gibt es mühelos im Internet zu sehen. Ihm ging es, wenn die Vorwürfe zutreffen, um den Missbrauch seiner Macht gegenüber Wehrlosen.

Bis zu einem Urteil gilt die Unschuldsvermutung

Nach Angaben eines Gerichtssprechers waren die Ermittlungen nach einer Anzeige im Jahr 2018 ins Rollen gekommen. Die Vorwürfe lauten auf sexuellen Übergriff, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen und schweren sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen. Bis zu einem Urteil gilt die Unschuldsvermutung.

Pekny ist eigentlich Bühnenbildner. Nach dem überraschenden Tod seiner Lebenspartnerin Margit Böhnisch übernahm er im Februar 2016 die Leitung der Komödie im Bayerischen Hof und der Münchner Tournee. Dieses Unternehmen bietet die Produktionen des Boulevardtheaters kleineren Häusern und Kulturzentren im deutschsprachigen Raum an, die kein eigenes Ensemble besitzen.

Die Gerichtsverhandlung trifft dieses Unternehmen zur Unzeit. Pekny begann erst vor kurzem wieder mit dem Spielbetrieb seines Theaters auf einer Freilichtbühne in Siebenbrunn gegenüber dem Tierpark Hellabrunn. Die Komödie im Bayerischen Hof wurde nach Aussage des Intendanten zwar im Rahmen der Corona-Hilfen in geringerem Umfang staatlich unterstützt. Primär lebte das Theater aber von Erträgen der Vergangenheit und der Großzügigkeit der Vermieterin Innegrit Volkhardt. 

Die Komödie im Bayerischen Hof ist Mieter im gleichnamigen Hotel am Promenadeplatz. Der Prozess ist dem Image dieses internationalen Hauses kaum zuträglich. Pekny wird die Leitung des Theaters wohl abgeben müssen, bis die Vorwürfe gegen ihn gerichtlich geklärt sind. Und ob die Angelegenheit dann aus der Welt ist, mag bezweifelt werden.

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