Münchner Teenager will sich IS anschließen

München - Mit einem geklauten Pass machte sich Erkan (Name geändert) auf die Reise. Zusammen mit einer Verwandten fährt er im Zug bis in die Türkei. Er will Gotteskrieger werden, sich der Terrormiliz IS in Syrien anschließen. Nur durch Zufall kann die Polizei den 13-Jährigen an der Grenze abfangen.
Erkan ist in München geboren und aufgewachsen. Die Eltern trennen sich. Der Bub bleibt bei der Mutter. Doch die beiden verstehen sich immer weniger. Zur Pubertät kommen weitere Probleme. Die Streitigkeiten drehen sich zunehmend um Religion und Politik.
Erkan bekommt Kontakt zu Islamisten. Er wird in der Münchner City zusammen mit Salafisten gesehen, die Ausgaben des Koran verteilen. Im Mai ist er in Begleitung von Ibrahim Abou Nagie, einem fundamentalen Prediger.
Der 13-Jährige kommt schließlich in ein Jugendheim nach Dachau. Seine Mutter sieht keine andere Lösung.
Am 20. Juli verschwindet Erkan. In der türkischen Grenzstadt in Gaziantep taucht er wieder auf. Sein Ziel, die syrische Provinzhauptstadt Rakka.
In der IS-Hochburg lebt nach Verfassungsschutzinformationen auch die aus München-Neuried stammende Elif Ö. (16). Sie soll einen Kämpfer der IS geheiratet haben. Auf Facebook macht das Mädchen Propaganda für die Terrormiliz und wirbt um Jugendliche, die sich dem Dschihad anschließen wollen (AZ berichtete).
Erkan ist auch bereit. Doch sein Kontaktmann an der Grenze versetzt ihn. Der 13-Jährige versucht, über Facebook Verbindung zu Gleichgesinnten aufzunehmen. Ein Journalisten des Internet-Blogs „Erasmus Monitor“ wird auf ihn aufmerksam. Erkan schreibt, er brauche jemanden, der ihn in Gaziantep abholen und nach Syrien bringen könne.
Der Blogger realisiert, dass er es mit einem Kind zu tun hat und informiert die Polizei.
Fahnder halten den Buben hin, Schleuser würden bald kommen. Tatsächlich holen ihn türkische Polizisten ab und nehmen ihn fest.
Als die Mutter erfährt, dass ihr Sohn in Sicherheit ist, bricht sie vor Erleichterung in Tränen aus – seinen 14. Geburtstag feierte Erkan vor ein paar Tagen in der Abschiebehaft.