Münchner Stadtsparkasse: Obdachlosenabwehr zur Weihnachtszeit

München - Mit rund -11 Grad war es bitterkalt in den letzten Nächten. Für Menschen ohne Dach über dem Kopf sind das lebensbedrohliche Temperaturen. Trotzdem will die Münchner Sparkasse offenbar verhindern, dass Obdachlose in ihren Schalterräumen Schutz suchen.
Bild von Münchner Bank geht viral
Ganz neu ist die Thematik nicht, durch einen Tweet des in München lebenden Journalisten Ronen Steinke wurde es jedoch wieder aktuell. Am Montag, 12. Dezember, postete er ein Bild, das den Schalterraum einer Münchner Sparkassen-Filiale zeigt. Auf einer breiten Fensterbank sind gezackte Stäbe angebracht. Ihr Zweck ist nicht ganz klar, doch eines verhindern sie auf jeden Fall: dass sich jemand dort hinlegen kann.
Steinke findet deutliche Worte für die Maßnahme der Stadtsparkasse. Die Bank solle sich schämen, denn: "Wenn ein Obdachloser nachts in eurem Schalterraum schlafen möchte, dann nicht, weil es ihm zu gut geht."
Das sagt die Stadtsparkasse zu den Vorwürfen
Handelt es sich wirklich um eine Installation, die der Abwehr von Obdachlosen dienen soll? Um welche Filiale handelt es sich eigentlich? Die AZ hat bei der Münchner Stadtsparkasse nachgefragt. Dort versucht man aktuell noch herauszufinden, um welchen Standort es sich konkret handelt. Der Pressesprecher kann jedoch nicht ausschließen, dass die Zacken obdachlose Menschen abschrecken sollen.
Stadtsparkasse: Es gab "größere Kundenbeschwerden"
Ein Sprecher der Stadtsparkasse erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, die Zacken seien vor längerer Zeit im Rahmen eines Umbaus angebracht worden: "Denn an diesem Standort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu größeren Kundenbeschwerden, nachdem der Geldautomatenraum von Obdachlosen und auch anderen Gruppen als Aufenthaltsort genutzt wurde." Kunden hätten sich unsicher gefühlt, wenn sie etwa spät abends in Anwesenheit Obdachloser Geld abhoben. Außerdem habe der Raum weder Toiletten noch Müllbehälter.
Weiter teilt der Sparkassensprecher mit: "Wir haben vollstes Verständnis für die Situation der Menschen, die in diesen Tagen keine warme Unterkunft haben." Allerdings böten die Stadt München sowie Hilfsorganisationen zahlreiche Unterkünfte für Menschen, die auf der Straße lebten. Die Münchner Stadtsparkasse spende häufig an Vereine und Organisationen, die Obdachlose unterstützten.
Obdachlosenhilfe findet es bedauerlich
Verena Zillig, Geschäftsführerin der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern, meint zu der Baumaßnahme: "Diese Art von sogenannter 'defensiver Architektur' ist nichts Neues und kommt häufiger vor, zum Beispiel bei Sitzbänken im öffentlichen Raum. Bei diesen werden die einzelnen Plätze mit Armlehnen getrennt, sodass man sich dort nicht ausgestreckt hinlegen kann."
Zillig findet es bedauerlich, dass sich die Sparkasse dazu gezwungen sah: "In Bayern sind die Kommunen für die Notunterbringung von obdachlosen Menschen zuständig. Nach allgemeinen Informationen gibt es zumindest in München wohl genügend Plätze." Allerdings kämen nicht alle Bedürftigen in den Noteinrichtungen unter – aus Unwissenheit, Angst vor Diebstahl oder Gewalt, aber auch, weil sie dort ihre Tiere nicht mitbringen dürften.