Münchner Stadtrat beschließt: Keine Bierpreisbremse auf der Wiesn

Im Stadtrat wird der Bierpreisdeckel des CSU-Bürgermeisters einfach einkassiert. Der Maßpreis wird damit auch heuer wohl steigen.
von  Florian Zick
Bierpreise von über zehn Euro sorgten zunächst für Empörung - doch auch daran hat man sich gewöhnt.
Bierpreise von über zehn Euro sorgten zunächst für Empörung - doch auch daran hat man sich gewöhnt. © Andreas Gebert/dpa

München - Die gestiegenenen Sicherheitskosten auf der Wiesn werden heuer durch eine neue Umsatzpacht von den Wirten finanziert, hat der Stadtrat beschlossen. Für die Bierpreisbremse bekam Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) aber eine schallende Ohrfeige: abgelehnt!

Nach einer überwiegend hitzig geführten Debatte – gleich zu Beginn musste erst einmal die Rechtsabteilung einschreiten – blieb vom Vorstoß des Wiesn-Chefs wenig übrig.

Auf SPD-Seite schwang sich ausgerechnet Helmut Schmid zum Anführer der Revolte auf, der Namensvetter des Oktoberfest-Chefs. Der frühere Wiesn-Stadtrat will herausgefunden haben, dass das Bier früher im Verhältnis sogar noch teurer war. So kostete die Maß 1950 zwar nur 1,70 Mark, dafür musste man bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 1,24 aber gut 82 Minuten arbeiten. Vergangenes Jahr dagegen habe man sich in Bayern schon nach knapp 26 Minuten eine Maß verdient – selbst bei heutigen Preisen.

Kein Mitleid mit Kampftrinkern

Eine Deckelung des Bierpreises bei 10,70 Euro lehnte die SPD deshalb rundweg ab. Die Wirte würden beim Preis dann nur woanders was draufschlagen, beim Spezi oder beim Hendl, sagte Schmid. Das hätte finanziell nur die Familien stärker belastet. "Wenn ein Kampftrinker, der sich zehn Maß reinstellt, jetzt drei Euro mehr zahlen muss, dann habe ich da überhaupt kein Mitleid", so der SPD-Stadtrat.

Bürgermeister Josef Schmid wehrte sich zwar nach Kräften. Man könne die Wirte nicht nur beim Bier einbremsen, sagte er, sondern ohne Probleme auch bei anderen Getränken und Speisen. Das führte im Stadtrat aber nur zu Erheiterung. Schnell wurden Rufe nach einem Dampfnudel-Deckel laut. "Wir wundern uns schon, was die CSU da für eine sozialistische Marktwirtschaft betreibt", frotzelte die grüne Stadträtin Lydia Dietrich.

Auch der zusätzliche Wiesn-Tag wurde von einem bunten Bündnis aus SPD, Grünen, FDP und Bayernpartei gekippt. Für die Umsatzpacht fand Schmid – mit kleinen Änderungen – aber eine breite Mehrheit.

Auch in Zukunft wird das Oktoberfest also in der Regel 16 Tage lang dauern. Bei den Schaustellern und Fahrgeschäften bleibt es bei einem Fixpreis.

Schmid sieht sich nicht als Verlierer

Wiesn-Chef Schmid zeigte sich nach der Debatte irritiert. Nicht er sei der Verlierer, sagte er, sondern die Mehrheit der Wiesn-Gäste. Die Oktoberfest-Wirte indes sind zufrieden mit dem Ergebnis. "Wir können damit gut leben", sagte Wirte-Sprecher Toni Roiderer auf AZ-Nachfrage. Ob der Maßpreis nun heuer wieder steigt? "Natürlich", sagt Roiderer. Schließlich seien die Kosten auch immens gestiegen. Gut sei es jedenfalls, dass die Debatte nun beendet sei, so Roiderer. "Dieses ganze Hickhack – das tut dem Fest nicht gut."

Lesen Sie hier: Stadtrat mit Bedenken: Schmid bekommt beim Bierpreis auf den Deckel

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