Münchner Stadt-Beamter arbeitet als Callboy

In seiner Freizeit arbeitet ein Beamter als Callboy. Im Rathaus findet man das sehr unpassend. Das Disziplinarverfahren läuft bereits.
von  az
N. bei seinem Auftritt im „Sat.1“-Frühstücksfernsehen: „Ich lerne gerne Leute kennen – und Sex habe ich auch gerne.“
N. bei seinem Auftritt im „Sat.1“-Frühstücksfernsehen: „Ich lerne gerne Leute kennen – und Sex habe ich auch gerne.“ © AZ-Screenshots

München - Normalerweise interessiert sich die Stadt nicht weiter dafür, was ihre Angestellten in der Freizeit treiben. Im Fall von Karsten N. (Name geändert) ist das allerdings anders. Der 35-Jährige geht nämlich einem eher ungewöhnlichen Nebenjob nach: Er ist Callboy.

Tagsüber wälzt N. als Verwaltungsbeamter Baupläne, abends können ihn Frauen für die gewissen Stunden buchen. Im Rathaus ist man darüber alles andere als glücklich. Personalreferent Alexander Dietrich (CSU) äußerst sich zwar grundsätzlich nicht zu Personalien. Nach AZ-Informationen hat die Stadt aber bereits ein Disziplinarverfahren gegen N. eingeleitet.

Im Fernsehen warb er offensiv für seine Dienstleistung

Nun kann man das natürlich kleinlich finden. Was ist schon dabei, wenn jemand seinen Körper für Geld verkauft? Für Beamte gelten aber offenbar andere Maßstäbe. Da hat man eine gewisse Vorbildfunktion. Und sich zu prostituieren, das will so gar nicht zum Saubermann-Image passen, das Beamte pflegen sollen.

Was Frauen wollen: Münchner Callboy packt aus

Vermutlich wäre die Reaktion der Stadt auch nicht so hart ausgefallen, wenn N. seine Dienste nicht so offensiv im Fernsehen vermarktet hätte. Ende August zum Beispiel war der Behörden-Gigolo beim Frühstücksfernsehen von Sat.1 zu Gast. Dort berichtete er ausführlich über sein skurriles Doppelleben.

Zurückhaltend, fast schon ein bisschen schüchtern erzählt er der Moderatorin von seinen amourösen Abenteuern. Das zwar unter seinem Künstlernamen, aber nicht etwa hinter einer Schattenwand, sondern locker plaudernd auf der Couch.

„Ich lerne gerne Leute kennen – und Sex habe ich auch gerne“, beschrieb N. seine Beweggründe. Und da er das gar so offenherzig tat, dauerte es natürlich nicht lange, bis auch seine Vorgesetzten Wind von der Sache bekamen.

N. hätte auch schon früher auffliegen können: Mitte Juli gab er der Schweizer Tageszeitung „Blick“ ein Interview. Dort erzählte er auch, dass er durch eine Freundin zu dem Nebenjob gekommen sei. Die habe selbst im Escort-Bereich gearbeitet und sich dadurch ein paar Groschen für einen netten Urlaub dazuverdient.

Den Nebenverdienst hat er offenbar in einen Porsche investiert

N. arbeitet ungefähr seit dreieinhalb Jahren als Callboy. Wie viel er selbst in dieser Zeit dazuverdient hat, ist schwer zu sagen. Seine persönliche Homepage als „Escorteur“, wie er sich auch nennt, hat N. mittlerweile offline genommen. Im Rathaus erzählt man sich allerdings, dass der junge Beamte einen Porsche fährt. Und auch wenn N. im gehobenen Dienst ist: Den hätte er sich allein mit seinem Stadtsalär wohl nie leisten können.

Das Geschäft scheint also durchaus zu laufen. Zwei bis drei Mal die Woche nehme er Aufträge an, gab N. bei einem seinen Medienauftritten an – auch für Sado-Maso-Praktiken. Sein Kundenstamm reiche dabei von der 20-jährigen Studentin bis zur älteren Dame.

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Im schlimmsten Fall droht sogar der Rausschmiss

Auf AZ-Anfrage will sich N. nicht näher äußern. Es handele sich um „interne Dinge zwischen mir und meiner Arbeitgeberin“, sagt er. Vermutlich hat er momentan auch wirklich andere Sorgen. In einem Disziplinarverfahren sind schließlich empfindliche Strafen möglich. Das Portfolio reicht von einer Abmahnung über Geldbußen bis hin zum Rausschmiss. Sollte N. tatsächlich fliegen, vielleicht weitet er sein Hobby dann zum Beruf aus. Laut seinem Callboy-Facebook-Profil ist N. nämlich schon jetzt auch Geschäftsführer einer Callboy-Vermittlung.

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