Münchner SPD spottet über Ludwig Spaenles OB-Pläne: Unterstützung aus der CSU
München - "Man kann eine politische Laufbahn nicht immer vom Ende her denken", sagte Ludwig Spaenle in einem AZ-Interview im Herbst. Er meinte damit, dass die Karriereleiter nicht aus logisch aufeinander folgenden Sprossen besteht. Jetzt, ein paar Monate später, ist Spaenle selbst auf der Karriereleiter abgestürzt. Er ist kein Minister mehr. Und befeuert Spekulationen über einen ganz unerwarteten Schritt: dass er 2020 als OB-Kandidat gegen Dieter Reiter antreten könnte. "Ich schließe gar nichts aus, mit mir muss man weiter rechnen", betonte Spaenle am Wochenende im AZ-Interview.
Das kommt durchaus ein bisserl überraschend. Denn Spaenle hatte als Bezirks-Chef der Münchner CSU die Kommunalpolitik ganz eindeutig seinem Stellvertreter Josef Schmid überlassen. Das galt zum Beispiel auch für die Koalitionsgespräche 2014. Da war Spaenle zwar stets im Rathaus dabei. Teilnehmer anderer Parteien erinnern sich aber nicht an Themen oder Personalien, die er besonders vehement vertreten hätte. "Ganz klar: Schmid war der Wortführer", heißt es.
Mit dem Abgang von Schmid entsteht im Rathaus ein Machtvakuum
Andererseits entsteht in der kleinen Welt der Rathaus-CSU im Herbst ein Machtvakuum. Bürgermeister Josef Schmid wird in den Landtag wechseln. Dann gibt es keine kommunalpolitische Nummer Eins mehr. Die Chance also für den 56-jährigen Spaenle, doch noch einmal wichtig zu werden?
In der Partei zumindest finden viele die Idee gar nicht so abwegig. Der Bundestagsabgeordnete Michael Kuffer etwa sagte auf Nachfrage: "Das ist ein reizvoller Gedanke. Ludwig Spaenle wäre ein großartiger Oberbürgermeister."
Und Schmid? Schwärmt von Spaenles langer kommunalpolitischer Erfahrung als Münchner CSU-Chef und Bezirksausschuss-Mitglied. "Ludwig Spaenle ist ein starker Bezirksvorsitzender", betonte er am Sonntag im Gespräch mit der AZ. "Jetzt erhöht sich der Kreis derer, die als OB-Kandidat in Frage kommen, von vier auf fünf."
Die Münchner SPD gibt sich siegessicher
In der CSU nennt man die Kollegen, die in der Stadtpolitik Verantwortung tragen, die "natürlichen Anwärter" auf die OB-Kandidatur. Und das sind nach der jahrzehntelangen Oppositions-Tristesse inzwischen eben wieder einige. Da ist Manuel Pretzl, der als Fraktionschef der naheliegendste Kandidat ist.
Der smarte, wortgewandte Alexander Dietrich, der in seinem Amt als Personalreferent aber nur schwer öffentlichkeitswirksame Akzente setzen kann. Und da sind Umweltreferentin Stephanie Jacobs (offiziell parteifrei) und Kristina Frank, mit denen die CSU, die sich so gerne modern und städtisch präsentieren will, eine Frau gegen Dieter Reiter ins Rennen schicken könnte.
In der SPD übrigens sieht man die Personalie Spaenle sehr, sehr entspannt. "Er kann sich vorstellen, dass er OB wird. Ich kann es mir nicht vorstellen", sagte SPD-München-Chefin Claudia Tausend. "Die CSU entscheidet aber ganz alleine, wer gegen Dieter Reiter verlieren darf." Ihr Stellvertreter Roland Fischer sagte: "Ich würde mich riesig freuen, wenn er OB-Kandidat wird." Die Idee lasse sich eigentlich "nur so erklären, dass Spaenle gerade sehr durch den Wind ist".
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