Münchner Sommer im Biergarten: Luftig am Stammtisch

Maxvorstadt - So richtig zufrieden ist Eric Pölzl nicht. "Normalerweise ist mehr los", sagt der Betriebsleiter des Löwenbräukellers beim Blick auf seinen Biergarten. Tatsächlich sei das ungewöhnlich. Vor ein paar Tagen seien mehr Gäste da gewesen - und das, obwohl das Wetter nicht besonders gut war. Woran liegt das? Pölzl verdächtigt die neuen Corona-Regeln.
Schlecht besucht ist der Biergarten an der Nymphenburger Straße aber auch nicht. An den meisten Tischen sitzen Leute, viele im Anzug. "Wir sind ein bisschen ein Business-Biergarten'", sagt Pölzl und lacht. Wegen der vielen Firmen um den Löwenbräukeller kämen oft Gäste aus den nahe liegenden Büros. Doch auch das hat sich diesen Sommer etwas verändert.

"Seit ein paar Monaten kommen öfter auch Anwohner vorbei", erzählt der 53-Jährige. "Früher waren die Gäste vor allem Touristen und Geschäftsleute. Jetzt entdeckt vielleicht doch der ein oder andere, der hier wohnt, dass es bei uns ganz schön ist."
Wer nicht geimpft oder getestet ist, muss draußen bleiben
Schön finden es hier auch Robert und Dieter. Die beiden haben eine Brotzeit dabei, trinken Weißbier und warten noch auf einen Freund. Zu fünft haben sie einen regelmäßigen Stammtisch im Löwenbräukeller. Früher hätten sie in der Nähe gearbeitet, so Dieter. Doch wo sind die anderen zwei Stammtischmitglieder? "Die sind nicht reingekommen", sagt Dieter. "Die wollen sich nicht impfen lassen und hatten auch keinen negativen Corona-Test dabei."

Bei der Kontrolle am Eingang seien sie deswegen abgewiesen worden. "Die dachten, sie kämen so durch", sagt Dieter. Der eine sei sogar extra von außerhalb Münchens angereist. Richtig finden Robert und Dieter die 3G-Regel dennoch, nach der nur Menschen, die geimpft, genesen oder getestet sind, den Biergarten betreten dürfen. Beide sind geimpft und können nun den Biergarten genießen. "Vielleicht motiviert das ja mehr Leute zur Impfung", hofft Robert.
Am Tisch neben den beiden sitzt eine Gruppe von spanischen Touristen. Sie sind aus Madrid angereist, gerade erst in München angekommen und nun zum ersten Mal im Biergarten.

"Wir sind ziemlich froh, dass die Temperatur hier so angenehm ist"
"Es gefällt uns hier sehr gut", erzählt Esther und schaut auf den Schweinsbraten und das Bier. "Das Essen ist wirklich super." Dass auch der heutige Augusttag in München trotz Sonne eher kühl ist, stört sie nicht - ganz im Gegenteil. "In Madrid ist es im Moment viel zu heiß", sagt Carlos. "Wir sind ziemlich froh, dass die Temperatur hier so angenehm ist."
Betriebsleiter Pölzl freut sich über die gute Laune seiner Gäste. "Hier sind trotz der Lage eigentlich alle gut gelaunt, die Gäste sind einfach froh, mal wieder rauszukommen. Und wir sind erleichtert, überhaupt wieder arbeiten zu dürfen."
Dennoch, manchmal, wenn er durch den Löwenbräukeller gehe, denke er wehmütig an die Zeit vor Corona. "Der Biergarten ist ja nicht einmal ein Drittel unserer Fläche", so Pölzl. Der große Saal, die Terrassen und Balkone: Sie seien für große Feste und Feiern entworfen worden. In den Saal des Löwenbräukellers passen 2000 Leute. Jetzt trifft sich hier der Stadtrat mit 160 Personen.
"Wenn hier Starkbierfest gefeiert wurde oder der FC Bayern, da hing alles voller Fahnen, alles war voller Menschen", schwärmt Pölzl. Beim Blick in die großen Säle seines Restaurants fühle er sich jetzt manchmal wie in einer Parallelwelt.
Planungsunsicherheit derzeit das größte Problem
Das größte Problem sei für ihn die Planungsunsicherheit. "2G, 3G, keiner weiß, was in den nächsten Wochen beschlossen wird", beschwert sich Pölzl. 2G, eine Regel, die gerade debattiert wird, würde bedeuten, dass nur noch Geimpfte und Genesene eingelassen werden dürfen. So würde kein Unternehmen jetzt eine Firmenfeier buchen und das Risiko in Kauf nehmen, dann wieder absagen zu müssen und auf den Kosten sitzenzubleiben. "Man kann ja dann auch nicht nur geimpfte Mitarbeiter einladen", meint Pölzl.
Dennoch schaut Pölzl auch optimistisch in die Zukunft: Die Wirtshaus-Wiesn steht an, auch der Löwenbräukeller bereitet sich darauf vor. "Es gibt ja sogar Wiesnbier", freut sich der Betriebsleiter. "Das zapfen wir dann richtig im Holzfass an." Auch mit der Dekoration will Pölzl ein bisschen Wiesnstimmung erzeugen, es soll Lebkuchenherzen für die Gäste geben. "Das wird schön."
Nur Musik darf nicht gespielt werden. "Zumindest keine Stimmungsmusik", so Pölzl. Also keine Schlager, keine Hits, nur etwas leise Klänge im Hintergrund.
Es war ein ungewöhnlicher Sommer - auch im Biergarten des Löwenbräukellers. Doch man hat das Beste draus gemacht, meint Pölzl. "Bei der EM war jeder Platz bei uns besetzt." Es gibt eine neue Bar im Biergarten, hier werden Cocktails und Burger verkauft. Jeden Mittwoch findet ein "After-Work"-Abend statt. "Es gab auch schöne Momente diesen Sommer", sagt Pölzl. Und hofft dennoch auf einen besseren im nächsten Jahr.