Münchner radelt von Norwegen nach Spanien: Heftig strampelnd auf großer Spenden-Tour
München - Flickzeug, Kettenöl, Ersatzteile, dazu ein Fahrradanhänger, bepackt mit einer Reiseapotheke, Fertignahrung und Kleidung: Perfekt ausgerüstet setzte sich Wolfgang Bär (59) im Juni 2022 auf den Sattel seines gelben Elektrofahrrads und radelte los.
Einmal quer durch Europa, vom Nordkap in Norwegen bis nach Tarifa in Spanien, das war sein Ziel. Dass er diese sportliche Herausforderung auf sich nehmen könnte, hätte er allerdings vor ein paar Jahren vermutlich nicht einmal zu träumen gewagt – 2015 hatten ihm die Ärzte des Universitätsklinikums rechts der Isar in einer achtstündigen Darm-Operation das Leben gerettet.
Mit Radtour: Münchner will sich für lebensrettende OP bedanken
Zu dieser Zeit hatte er das Gefühl, dem Tod näher zu sein als dem Leben. Seine vollständige Genesung verdankt er laut eigener Einschätzung den "besten Ärzten" und der "Spitzenmedizin", mit der er behandelt wurde. Nach einiger Zeit konnte der Informatiker so also seiner Arbeit wieder nachgehen – seine Schutzengel hat der Münchner jedoch nicht vergessen.
Als er einige Jahre später in Altersteilzeit ging, war der richtige Zeitpunkt gekommen. Er wollte sich bei seinen Rettern bedanken und das nicht etwa in Form von Pralinen. Etwas Größeres musste her, denn der Genesene wollte auch zeigen: Man muss positiv denken, dann kann man viel schaffen – auch nach schwerer Krankheit. Und so schmiedete Bär einen ganz besonderen Plan. Eine Art Spendenlauf sollte es sein, nur dass der Sportbegeisterte die Kilometer nicht laufen, sondern radeln wollte. Doch auch mit dem Rad ist die Strecke seiner "Tour de Chirurgie" ziemlich beachtlich.
6.694 Kilometer in 107 Tagen mit dem Rad – für den guten Zweck
6.694 Kilometer legte der 59-Jährige im Sommer dieses Jahres zurück und zieht danach ein klares Fazit: "Das Allerwichtigste ist, dass ich wieder gesund und wohlbehalten daheim angekommen bin. Ich war insgesamt 107 Tage vom Nordkap bis Tarifa unterwegs, und ich möchte keinen einzigen dieser Tage missen."
Über seinen außergewöhnlichen Europatrip berichtete Bär täglich in seinem Reiseblog (www.tourdechirurgie.de). Gleichzeitig sammelte er Spenden für die Stiftung Chirurgie TU München – und er tut es noch. 6.694 Euro sind inzwischen zusammengekommen – also genau die Zahl an Kilometern, die er mit dem Rad zurückgelegt hat.
Über 6.000 Euro Spendengelder werden für Fort- und Weiterbildung investiert
Der Betrag soll in die Fort- und Weiterbildungen für medizinisches Personal oder in Ausstattung investiert werden, für die es keinen offiziellen Etat gibt. Teil dieser Ausstattung sind zum Beispiel zwei Fernseher für die Therapiestühle, in denen Patienten bei einer Chemotherapie sehr viel Zeit verbringen müssen.
So etwas habe er noch nie erlebt, sagt Helmut Friess, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie am Universitätsklinikum rechts der Isar. Auch sein Team sei ganz begeistert von der Aktion gewesen.
Und vielleicht sind bald noch mehr Menschen von dieser besonderen Tour begeistert, denn Bär möchte seine Erfahrung in einem Buch festhalten.