Münchner Profiler auf der Spur von Ötzis Mörder
Durch das ewige Eis wurde die Spuren besser erhalten als an so manchem modernen Tatort. Der Münchner Profiler Alexander Horn hat eine Theorie zum Mord an Gletschermann Ötzi.
München/Bozen – Der Similaun-Gletscher hat ganze Arbeit geleistet. Das Eis hat den Tatort über 5300 Jahre konserviert. Deshalb sind mehr Spuren erhalten geblieben, als bei manchem Tatort aus der Neuzeit.
In Ötzi’s linker Schulter steckte eine Pfeilspitze, die ihn von hinten in den Rücken getroffen hatte. Der Münchner Fallanalytiker Alexander Horn versucht zu klären, wie der Gletschermann starb: „Es war ein Mord aus Heimtücke!“ Grund sei eine „persönliche Konfliktsituation“ gewesen. Ob eine Beziehungstat oder gar eine Frau hinter der Tötung steckt, sei nicht zu sagen. „Dazu müsste man das Opferumfeld befragen, und das gibt es ja in diesem Fall nicht.“
Walter Leitner, Archäologe aus Innsbruck, hält es für möglich, dass Ötzi ein Dorf-Chef war, den eine jüngere Generation loswerden wollte. Der Gletschermann hatte eine Schnittwunde an der Hand, die ein bis drei Tage älter ist als die Schulterwunde. Ein Messerkampf im Tal? Das wäre für Hauptkommissar Horn eine mögliche Erklärung.
Horn: Der Mörder war der Messerträger
Ötzi war ins Gebirge aufgestiegen. Er nahm sich Zeit für eine Rast. Er aß Steinbockfleisch, Getreide und Äpfel. Den Mageninhalt haben Forscher analysiert. Daher steht fest, er hat die Mahlzeit höchstens eine Stunde überlebt.
„Mit hoher Wahrscheinlichkeit war der Täter der Kontrahent aus der Messerattacke“, sagte Alexander Horn einem Reporter des Bayerischen Rundfunks. „Als offenbar unterlegener Gegner wollte er sich wohl auf keine direkte Konfrontation mehr einlassen und tötete deshalb Ötzi aus dem Hinterhalt mit einer Fernwaffe.“ Vermutlich einem Bogen. Auch Ötzi hatte einen Bogen. Doch der war nicht gespannt. Was darauf schließen lässt, dass der Gletschermann sich in Sicherheit wähnte.
Ötzi besaß eine Kostbarkeit für die damalige Zeit, ein Kupferbeil. Doch das ließ der Täter zurück. Offenbar fürchtete er, dass die Waffe ihn mit dem Mord in Verbindung bringen könnte. Ein Raubmord schließt Alexander Horn deshalb aus, denn dann hätte der Täter das kostbare Beil mit Sicherheit mitgenommen.
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