Münchner Professor: Marco F. ist ein Ausnahmefall

Lässt sich erkennen, dass jemand zum Gewalttäter wird und einen Menschen tötet? Es gibt Vorboten, sagt ein Experte – und beschreibt Marco F. als Ausnahmefall.
von  Torsten Huber
Michael Soyka ist Professor an der Universität München und Leiter einer Privatklinik in schweizerischen Meiringen.
Michael Soyka ist Professor an der Universität München und Leiter einer Privatklinik in schweizerischen Meiringen. © az

Lässt sich erkennen, dass jemand zum Gewalttäter wird? Es gibt Vorboten, sagt ein Experte – und beschreibt Marco F. als Ausnahmefall.

AZ: Herr Soyka, der mutmaßliche Mörder von Katrin Michalk soll Autist sein. Ist so ein Mensch überhaupt gewaltbereit?

Interview mit Michael Soyka, Professor für Psychiatrie an der Universität München und Leiter einer Privatklinik im schweizerischen Meiringen.

MICHAEL SOYKA: Die Hauptgruppe ist sicherlich nicht aggressiv. Aber auch unter Autisten gibt es eine Gruppe, die zur Gewalt neigt. Wie ist die Tat zu erklären? 18 Messerstiche sind sehr heftig. Da hätte ich eher an eine Beziehungstat gedacht. Der Täter muss eine hohe Gewaltbereitschaft und Aggression haben.

Gibt es Merkmale, an denen man erkennen kann, dass jemand gewalttätig wird?

Das ist schwierig. Niemand kann Vorhersagen machen, wie sich jemand in Zukunft verhalten wird.

Ein Berliner Projekt namens „Leaking“ beschäftigt sich mit der Prävention von Taten gewaltbereiter Schülern. Wenn ein Schüler seine Gewaltphantasie in einer Zeichnung darstellt – ist das ein Alarmzeichen?

Nein. Wenn jemand mal ein Bild mit Gewaltphantasien malt, kann man nicht automatisch darauf schließen, dass der irgendwann eine Straftat begeht. Gibt es denn keine mögliche Prävention? Da müssen mehrere Faktoren auftreten. Gewaltbereitschaft, Aggression in Verbindung mit Alkohol oder Drogen. Das sind dann Vorboten.

Marko F. geht auf eine Förderschule. Auf seiner Facebook-Seite gab er an, dass er Student an einer Uni sei. Was sagt das über den Täter aus?

Größenpräferenz ist nicht selten bei Gewalttätern. Sie haben meist eine narzisstische Komponente. Sie wollen sich größer darstellen, als sie es sind.

Ende 2012 sagte er einem Freund, dass er sich ein Schwert und Pistole für einen Überfall besorgen werde.

Das ist passt schon ins Bild. Das ist ganz sicher ein Indiz dafür, dass jemand gewalttätig werden kann. Wer will schon ein Schwert oder eine Pistole kaufen?

Die Polizei prüft, ob Marco F. auch für die zerstochenen Autoreifen in seiner Gegend verantwortlich ist.

Dies würde zeigen, dass der Täter unter Druck stand und er zunächst seine Aggression an einem emotionalen Objekt abreagiert hat. Die Aggression wurde dann bis zum Mord immer stärker.

Marco F. ist jetzt in der psychiatrischen Abteilung in der JVA Straubing untergebracht.

Die Tat zeigt ja, dass der Täter psychisch krank ist. Das ist schon ein Ausnahmefall.

 

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