Münchner Professor enttarnt falschen Polizisten

Mit der Geschichte einer Verschwörung wollte ein Ganove, der sich als Polizist vorstellte, einen Münchner Professor um sein Vermögen bringen. Doch der 80-Jährige schöpfte Verdacht und stellte dem Gauner mit Hilfe der Polizei eine Falle.
von  Ralph Hub
Ernst Hellgardt (l.) zeigt stolz seine Urkunde, die ihm von Polizeivizepräsident Werner Feiler überreicht wurde.
Ernst Hellgardt (l.) zeigt stolz seine Urkunde, die ihm von Polizeivizepräsident Werner Feiler überreicht wurde. © Bernd Wackerbauer

München - Ernst Hellgardt liebt Krimis von Wolf Haas wegen dessen schwarzen Humors und der satirischen Gesellschaftskritik. Dass er einmal selbst in einem Krimi mitspielen würde, hätte der Germanistik-Professor dagegen nicht für möglich gehalten, bis zu jenem Sonntagabend im Oktober 2017, als das Telefon in seiner Wohnung im Glockenbachviertel klingelte. Ein Mann war in der Leitung, angeblich ein Polizist. Seine Kollegen seien durch einen gefassten Einbrecher einer Verschwörung auf der Spur.

Angeblich sei das Vermögen in Gefahr

Das Vermögen des 80-Jährigen sei akut in Gefahr. Der Professor dürfe mit niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit seiner Bank, denn auch dort sei jemand an dem Betrug beteiligt. "Anfangs hab’ ich die Geschichte geglaubt", gibt Ernst Hellgardt zu. Er ist Spezialist für mittelalterliche Literatur und lehrte an der LMU in München ältere deutsche Sprache und Literatur.

Der Horror war so groß, dass Ernst Hellgardt sogar mitten in der Nacht aufstand, zur Bank fuhr und sein Schließfach überprüfte. Alles in Ordnung, stellte er fest. Eine Woche terrorisierte ihn der falsche Polizist mit Anrufen. "Bis mir schließlich Zweifel kamen", sagt Ernst Hellgardt.

Gaunerfang mit präpariertem Rucksack

Er ahnte, dass er es mit einem Betrüger zu tun hat. Der Professor nahm sich vor, den Herren mit einer List zur Strecke zu bringen. Doch dann meldete sich die echte Polizei. Man habe den Verdächtigen bereits im Visier, verriet der Kommissar und machte einen Vorschlag.

Der Professor könne helfen, der Bande eine Falle zu stellen. Er solle einen Köder übergeben. Ein Trick, mit dem auch falsche Polizisten arbeiten. Mit einem gravierenden Unterschied, wenn es echte Polizisten sind. "Wir würden niemals von Leuten verlangen, eigenes Geld, Schmuck oder Gold zur Verfügung zu stellen", betont Polizeivizepräsident Werner Feiler. Ernst Hellgardt bekam einen präparierten Rucksack. Den fuhr er auf Verlangen der Bande kreuz und quer durch die Stadt. Am Stephansplatz am Südfriedhof übergab er den Rucksack einem Kurier.

Ganoven bis nach Berlin verfolgt

Die Polizei observierte die Aktion. Die Beamten verfolgten den Kurier bis Berlin, wo sie ihn und zwei Komplizen festnahmen. "Die Täter wurden inzwischen vor Gericht gestellt und verurteilt", sagt Jens Liedhegener, Chef der zuständigen AG Phänomene. Der Kurier bekam ein Jahr zehn Monate Haft, die Komplizen zwei Jahre drei Monate bzw. zwei Jahre sechs Monate Gefängnis. Ihre Hintermänner sind leider noch frei.

"Es hat mir Spaß gemacht, die Betrüger hereinzulegen", sagt der Professor. Und eine noch größere Genugtuung ist es für ihn, dass drei skrupellose Gauner jetzt hinter Gitter sitzen. Für sein Engagement bekam Ernst Hellgardt im Präsidium gestern eine Urkunde überreicht.

Anderer Gauner, selbe Masche

Ende Oktober meldete sich übrigens ein weiterer falscher Polizist beim Professor. Er kenne die Masche, sagte Ernst Hellgardt. Der Gauner bot an, ihn an einen Kollegen weiterzuvermitteln. Ein Angebot, das man niemals annehmen sollte.

Als Hellgardt ein Treffen vorschlug, wich der Anrufer aus. Er habe Feierabend. Der Professor bot an, am nächsten Morgen ins Präsidium zu kommen. Der falsche Polizist kniff natürlich. Ernst Hellgardt hatte nichts anderes erwartet. Weil er schon im Präsidium war, meldete er sofort den Betrugsversuch.

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