Münchner Obdachlose halten Erinnerung an Moshammer wach

Auf Initiative des von ihm selbst im Jahr 2000 gegründeten Vereins "Licht für Obdachlose" wird Moshammer an seinem Geburtstag mit einem Kranz am Grab und einem Gottesdienst in der Münchner Basilika St. Bonifaz geehrt.
von  Abendzeitung
... wie in München es Rudolph Moshammer mit seiner geliebten Daisy war. Das pussierliche Tierchen hat es sogar nach dem Tod seines Herrchens zu noch größerer Bekanntheit gebracht - das ist bislang einzigartig.
... wie in München es Rudolph Moshammer mit seiner geliebten Daisy war. Das pussierliche Tierchen hat es sogar nach dem Tod seines Herrchens zu noch größerer Bekanntheit gebracht - das ist bislang einzigartig. © dpa

MÜNCHEN - Auf Initiative des von ihm selbst im Jahr 2000 gegründeten Vereins "Licht für Obdachlose" wird Moshammer an seinem Geburtstag mit einem Kranz am Grab und einem Gottesdienst in der Münchner Basilika St. Bonifaz geehrt.

Rudolph Moshammers Mausoleum ist so pompös, wie sein Lebensstil war. Mit weißem Rolls Royce, Chauffeur und dem stets aufgestylten Schoßhündchens Daisy in der Handtasche war er jeden Morgen vor seinem Modegeschäft "Carnaval de Venise" in der noblen Münchner Maximilianstraße vorgefahren. Die letzte Ruhestätte des Modeschöpfers und Paradiesvogels ist schon vom Eingang des Ostfriedhofs aus zu sehen. Am Montag (27. September) wird es wieder von viele Blumen und Kerzen geschmückt sein. An diesem Tag wäre Rudolph Moshammer 70 Jahre alt geworden.

Auf Initiative des von ihm selbst im Jahr 2000 gegründeten Vereins "Licht für Obdachlose" wird Moshammer an seinem Geburtstag mit einem Kranz am Grab und einem Gottesdienst in der Münchner Basilika St. Bonifaz geehrt. Den Gottesdienst wird der Altabt des Benediktinerklosters Andechs, Odilo Lechner, feiern. Im Anschluss ist auch ein Mittagessen des Vereins für Obdachlose und Bedürftige geplant. Der Verein unterstützt hauptsächlich die Obdachloseninitiative BISS, die auch die gleichnamige Straßenzeitung herausgibt.

Er war mit den Tiefen der Gesellschaft vertraut

Moshammer hatte zwei Seiten. Er wusste sich perfekt zu vermarkten, kreierte ein ganzes Arsenal von Merchandising-Produkten rund um sich und seine Hündin und veröffentlichte zahlreiche Bücher. In ihnen präsentierte er die selbstgeschaffene Kunstfigur "Mosi", eine Mischung aus König-Ludwig-Double und ewigem Muttersöhnchen. An den Schaufenstern seines Geschäfts drückten sich Touristen die Nase platt, um einen Blick auf den merkwürdigen Mann mit der helmartigen Frisur zu erhaschen.

Aber der Modemacher unterstützte auch die Obdachlosen. Das Engagement für sie rührte von Moshammers eigener Geschichte her, wie der "Licht-für-Obdachlose"-Vorsitzende Florian Besold schildert. Weil er "eine tragische Jugend" mit einem "hoch problematischen Vater" gehabt habe, sei der Modemacher "mit den Tiefen der Gesellschaft" vertraut gewesen. Sein Vater habe zeitweise auf der "untersten Schiene" der sozialen Skala gelebt. Aus diesen Verhältnissen habe Moshammer sich nach oben gearbeitet und mit seinem Engagement etwas zurückgeben wollen. Und so wird der Verein auch heute noch im wesentlichen aus seinem Nachlass finanziert.

Die Obdachlosen haben ihren Unterstützer nicht vergessen

Moshammer starb im Januar 2005. Im Streit um sexuelle Dienste hatte ihn ein Sexualpartner in seiner Grünwalder Villa erdrosselt. Er hatte seine homosexuelle Veranlagung stets geheim gehalten. Im November 2005 wurde der Täter wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Moshammers Hündin Daisy starb 2006. Der Trauerzug mit dem Sarg des Modemachers war einer der größten, den die Münchner je gesehen haben. Tausende Menschen säumten die Straßen in der Innenstadt.

So viele werden zu der Gedenkfeier am Montag nicht erwartet. Doch die Münchner Obdachlosen und BISS-Verkäufer haben ihren Unterstützer nicht vergessen. BISS-Geschäftsführerin Hildegard Denninger ist sich sicher, dass auch mehr als fünf Jahre nach seinem Tod viele der Straßenzeitungs-Verkäufer an seinem Grab stehen werden – und sie selbst natürlich auch. "Wir sind sozusagen seine dankbarsten Leute", betont sie, "alle unsere Verkäufer sind ihm sehr dankbar". Die meisten hätten ihn noch gekannt, er habe sie zu Weihnachten und Ostern beschenkt. Deshalb achten die Leute von BISS auch sehr darauf, dass Moshammers Mausoleum stets gepflegt ist. "Wir gucken mindestens 3 bis 4 Mal in der Woche beim Grab vorbei", sagt Denninger.

dapd

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