Münchner OB-Kandidat Dominik Krause zu jung? "Glaube, dass nicht das Alter die entscheidende Rolle spielt"

Nur eine Gegenstimme gab es bei der Wahl von Dominik Krause zum OB-Kandidaten der Grünen. Mit Elan und Inhalten will der 34-Jährige eine Wende in der Stadtpolitik erreichen.
von  Niclas Vaccalluzzo
Freudig strahlt der 34-jährige Dominik Krause am Montagabend beim Nominierungsparteitag der Münchner Grünen im Kolpinghaus. Fast geschlossen stimmten die Mitglieder dafür, dass der Münchner im März 2026 OB-Kandidat wird.
Freudig strahlt der 34-jährige Dominik Krause am Montagabend beim Nominierungsparteitag der Münchner Grünen im Kolpinghaus. Fast geschlossen stimmten die Mitglieder dafür, dass der Münchner im März 2026 OB-Kandidat wird. © Daniel von Loeper

München - Minutenlanger Applaus schallt durch den Saal, nachdem das Ergebnis verkündet wurde. Die Münchner Mitglieder der Grünen stehen und jubeln im Kolpinghaus. Dominik Krause lacht und winkt in die Menge. Es ist ein Abend, der erwartbar perfekt lief für Krause.

266 der 269 stimmberechtigten Mitglieder votierten für ihn als Münchner OB-Kandidaten zur Kommunalwahl 2026. Eine Stimme war ungültig, eine Person enthielt sich und nur einer stimmte gegen ihn. Der Rückhalt ist offenbar sehr groß.

Dominik Krause wird zum OB-Kandidaten gewählt: "99 Prozent habe ich noch nie erlebt"

Es ist ein Ergebnis, wie es bei den Grünen so sonst niemals gebe, sagt ihr Stadtrats-Fraktionschef Sebastian Weisenburger. "Alles über 80 Prozent ist bei uns Grünen sehr gut. Mehr als 90 Prozent sind ein Liebesbeweis. 99 Prozent habe ich noch nie erlebt." Damit hat wohl keiner der Anwesenden gerechnet - wenngleich Krause keinen Gegenkandidaten hatte. "Ich danke für dieses Hammer-Ergebnis", sagte Krause nach der Wahl.

Der gebürtige Münchner wird im März 2026 unter anderem gegen den amtierenden OB Dieter Reiter (SPD) und den scheidenden Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) antreten. Einen sehr beliebten Oberbürgermeister also - und einen Herausforderer, der sich als Referent (und Wiesn-Chef!) einen Namen in der Stadt gemacht hat. Bekanntlich sind politischen Kampagnen jüngst auch immer stärker personalisiert. Kann es Dominik Krause also schaffen, sich von den beiden abzuheben?

Gegenüber seinen Kontrahenten Baumgärtner und Reiter zeigt sich Krause in seiner Bewerbungsrede zumindest kampfeslustig: "München braucht keinen CSU-OB und München braucht auch keinen OB von Gnaden der CSU, der nur antreten darf, weil Markus Söder ein Gesetz geändert hat", ruft Krause in den Saal.

Der Ministerpräsident hatte vergangenes Jahr die Altersgrenze von 67 Jahren für Bürgermeister und Landräte abgeschafft – so kann der 1958 geborene Reiter 2026 noch einmal als OB antreten. Reiter habe eigentlich keine Lust mehr Erneuerungen anzustoßen und Baumgärtner würde die Notwendigkeit dazu nicht sehen, fügt Krause hinzu.

Zu Jung für den Job des Oberbürgermeisters? "Ich glaube, dass nicht das Alter die entscheidende Rolle spielt"

Manche würden sagen, er sei noch zu jung für den Job, sagt der 34-Jährige. In Anspielung auf den 66 Jahre alten OB ergänzt er, dass er nicht wisse, ob das Erreichen des gesetzlichen Rentenalters einen zu einem guten Politiker mache. "Ich glaube, dass nicht das Alter die entscheidende Rolle spielt, sondern ob man Empathie, Elan, Fleiß und Überzeugung mitbringt."

Zuvor mahnte Charlotte Knobloch (92) in einer Eröffnungsrede an, wie wichtig die Verständigung zwischen Parteien sei. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde lobte, dass mit Krauses Kandidatur, die junge Generation in die erste Reihe rücke, die sie zur Verteidigung der Demokratie aufrief.

Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch (92).
Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch (92). © Daniel von Loeper

In seiner Rede listet Krause all die Themen auf, mit denen er sich an die Stadtspitze kämpfen will. Bezahlbaren Wohnraum werde er schaffen: "Wohnen ist die zentrale soziale Frage in der Stadt", betont Krause. Auch die Verkehrswende wolle er als OB weiter anschieben und die Energiewende in der Stadt beschleunigen.

Dass er selbst Teil der seit 2020 regierenden grün-roten Rathaus-Koalition ist, scheint für Krause kein Hindernis auf dem Weg ins Oberbürgermeisteramt zu sein. Seine Partei sehe er innerhalb der Stadtspitze als Motor. "Das Problem ist halt, dass der beste Motor auch nichts hilft, wenn der Fahrer eingeschlafen ist", sagt Krause und meint damit den amtierenden OB.

Vor der OB-Wahl kommt die Bundestagswahl: "München von der CSU zurückerobern"

Nach der geglückten Wahl überreicht der grüne Landtagsabgeordnete Florian Siekmann Krause ein Paar Laufschuhe. "Der OB-Wahlkampf ist ein Marathon und wir haben richtig Bock, mit dir in diesen Marathon zu starten", sagt er zu Krause.

Vorher haben die Münchner Grünen noch eine größere Herausforderung zu meistern, die auch einen Einfluss auf das Abschneiden Krauses bei der Kommunalwahl 2026 haben kann – die Bundestagswahl im kommenden Februar. "Wir werden kämpfen, dass wir uns in München den Platz eins als stärkste Kraft von der CSU zurückerobern, sagt Krause in Richtung des Bundesvorsitzenden Felix Banaszak.

Der Unterstützung der Bundespartei-Spitze kann sich Krause sicher sein: "Er ist einer, der es schaffen kann, dieser Stadt ein modernes, weltoffenes Gesicht zu geben", sagt Banaszak zur AZ. Krause kenne er schon aus der gemeinsamen Zeit bei der Grünen Jugend.

Dominik Krause und der Bundesvorsitzende der Grünen Felix Banaszak.
Dominik Krause und der Bundesvorsitzende der Grünen Felix Banaszak. © Daniel von Loeper

Es sei ein Problem erfahrener Politiker zu glauben, alles zu wissen, junge Menschen würden hingegen hinhören. "Deswegen kann ich Dominik Krause nur raten, so zu bleiben, wie er ist", sagt der 35-Jährige, der seit knapp vier Wochen Bundesvorsitzender der Grünen ist. Ob das der richtige Weg ist und wen die Münchnerinnen und Münchner an ihrer Stadtspitze sehen wollen, entscheidet sich am 8. März 2026.

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