Münchner Mutter lässt zwei Babys sterben
MÜNCHEN - In einer Tüte ließ Alexandra S. aus Haar ihr totes Baby auf dem Balkon ihrer Wohnung liegen. Im April wurde der tote Bub zufällig gefunden. Jetzt ist die Mordkommission sicher: Die Frau hat in den 90er Jahren in Neuried ein weiteres Kind sterben lassen
Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden bis heute nicht gefunden. Die inzwischen verstorbene Schwester soll die Babyleiche damals beseitigt haben. Alleine brachte Alexandra S. am 5. Januar einen Buben in ihrer Wohnung am Jagdfeldring zur Welt. Selbst ihr 17-Jähriger Sohn und ihre sieben Jahre alte Tochter wussten nicht, dass ihre Mutter ein Baby erwartet.
Die allein erziehende Einzelhandelskauffrau wollte kein weiteres Kind und verdrängte deshalb offenbar ihre Schwangerschaft. Als der Bub zur Welt kam, kümmerte sie sich nicht weiter um ihn, sondern überließ ihn seinem Schicksal. Der Säugling verdurstete und verhungerte vermutlich. Gerichtsmediziner konnten bei der Obduktion nicht einmal feststellen, ob das Kind bei der Geburt gelebt hat.
Alexandra S. packt die Babyleiche im Januar in eine Plastiktüte und legt das Bündel wie Abfall auf ihren Balkon. Erst drei Monate später wurde der Bub zufällig gefunden. Die Einzelhandelskauffrau versucht sich herauszureden: Alles sei in Ordnung. Die Polizei wisse vom Baby und kümmere sich darum. Anschließend legte sie den Säugling in den Schrank - und sperrte die Tür zu.
Erst im April bekam die Polizei einen Tipp und durchsuchte die Wohnung. Seitdem sitzt die Mutter in U-Haft. Bei Vernehmungen hat Alexandra S. Andeutungen gemacht, dass sie noch ein weiteres Baby hatte – ein Mädchen, das sie 1995 in ihrer damaligen Wohnung in Neuried zur Welt brachte. Sie habe sich damals ihrer jüngeren Schwester anvertraut - die habe die Babyleiche beseitigt. „Wie, wissen wir bis heute nicht“, sagt Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission. Die Schwester ist tot, sie starb ein Jahr nach ihrer Nichte.
Die Polizei ermittelt inzwischen wegen Totschlags durch Unterlassung. Verjährt sind beide Fälle noch nicht. deshalb drohen der Frau bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Ralph Hub
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