Münchner Müllabfuhr ächzt unter immer mehr Abfall

München - Viele Münchner dürfen es beim Gang zur Mülltonne in den letzten Wochen festgestellt haben: Da quoll es oft über, manchmal schon Tage früher als sonst, vor allem in größeren Wohnanlagen ist das aufgefallen. Obendrein stand häufig Sperrmüll neben oder vor den Tonnen.
Die Ursache ist ausgemacht: Die Corona-Beschränkungen haben das Müllverhalten der Stadtbewohner ziemlich durcheinandergewirbelt. In den ersten sechs Wochen des Lockdowns von 23. März bis Ende April – als die Bürger gezwungen waren, viel zu Hause zu bleiben (und häufig auch zu arbeiten) – haben sie acht Prozent mehr Abfall in die Hausmülltonnen geworfen. Das hat das für den Müll zuständige Kommunalreferat auf AZ-Anfrage berechnet.
Beim Biomüll ging es sogar um zehn Prozent rauf. Einerseits, weil viel mehr daheim gekocht wurde als sonst. Frühstück beim Bäcker, Mittagessen in der Kantine oder Schule und abends auswärts essen gab’s ja nicht mehr. Zweitens waren die Wertstoffhöfe (wo man auch Garten-Grüngut abgibt) zeitweise zu, damit könnte auch viel Unkraut und Laub in der Biotonne gelandet sein.
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Der Kampf gegen den To-Go-Müll hat durch die neuen Hygieneregeln zuletzt einen unschönen Rückschlag erlitten. Weil die Lokale und Cafés so lange für Gäste geschlossen waren und stattdessen "To Go" verkauften, quollen Kaffeebecher, Plastikschalen und sonstiger Verpackungsmüll wieder überall in der Stadt aus den Straßenmülleimern. Die Straßenreinigung hat etliche zusätzliche Entleerungen gemacht, auch in den Grünanlagen und am Isarufer, teilt das Baureferat mit.
Und auch die Lockdown-bedingte Online-Bestellerei lässt sich am Müll ablesen, bei den Kartonagen: Solange die Geschäfte zu waren, hatten die Entsorger viel mit überquellenden Altpapiertonnen zu kämpfen. Es war zwar weniger Gewicht darin (minus zehn Prozent), dafür viel mehr Volumen – weil die Kartons oft unzerkleinert in die Tonne wandern.
Bei der Müllabfuhr hat man zeitweise mit Sorge auf die neuen Müllberge geschaut, berichtet Kommunalreferentin Kristina Frank, die auch Münchens "oberste Müllfrau" ist. "Da hat sich viel um die Frage gedreht, wie die Abtransportmenge zu schaffen ist, falls wir krankheitsbedingte Ausfälle beim Personal haben würden." Bislang allerdings laufe es gut, lobt sie. "Unsere Leute haben es mit sehr viel Gemeinschaftsgeist geschafft, München sauber zu halten."
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