Münchner Modell: Sorgerecht ohne Streit klären

Nach der Trennung: Wohin mit dem Kind an Weihnachten? Das "Münchner Modell" hilft, Streit zu vermeiden.
von  John Schneider
Wenn es um das Sorgerecht geht, wird es oft unschön. Das Münchner Modell soll dabei helfen, den Konflikt ohne Rosenkrieg zu lösen.
Wenn es um das Sorgerecht geht, wird es oft unschön. Das Münchner Modell soll dabei helfen, den Konflikt ohne Rosenkrieg zu lösen. © dpa

München - Papa und Mama haben sich getrennt, Papa ist ausgezogen. Die Eltern des fünfjährigen Moritz konnten sich danach monatelang nicht auf ein Umgangsrecht des Vaters verständigen. Muss Moritz deswegen auf seinen Papa an Weihnachten verzichten?

Sorgerechts- und Umgangsstreitigkeiten sind erfahrungsgemäß langwierig. Oft dauert es Monate, bis sich die Elternparteien einigen oder das Familiengericht ein Urteil fällt.

In München wird seit 2007 das sogenannte Münchner Modell zur Verkürzung und Versachlichung solcher Verfahren praktiziert. Und das hat laut Amtsgericht auch im Fall von Moritz fast schon exemplarisch gut funktioniert.

 

So funktioniert das Münchner Modell

 

Der Fall: Moritz' Eltern hatten sich nach den Sommerferien getrennt. Moritz blieb bei seiner Mutter. Ende Oktober ging sein Vater zum Anwalt, weil er sich mit seiner Frau nicht auf eine Umgangsregelung mit Moritz einigen konnte. In seiner Rage berichtete Moritz' Vater seinem Anwalt von all den negativen Eigenschaften seiner Frau.

Beide Seiten erwarteten eine Schlammschlacht. Aber der erfahrene Familienrecht-Anwalt reagierte besonnen, baute auf das Münchner Modell. Statt ein geharnischtes Schreiben loszuschicken, legte er in einem sachlich formulierten Antrag dem Familiengericht die Situation dar.

Die zuständige Richterin lud beide Parteien zu einem ersten Termin bereits Ende November. Parallel faxte sie den Antrag ans Jugendamt. Eine Mitarbeiterin besuchte beide Eltern, riet dann zu einer Beratung durch eine Familienberatungsstelle.

Bei dem Gerichtstermin wird Moritz' Eltern klar, dass sie tatsächlich eine Beratung benötigen. Dank der Vorarbeit des Jugendamts bekamen die beiden bereits Anfang Dezember einen Termin. Dort gelang es ihnen, sich auf die Modalitäten des Umgangs von Moritz mit seinem Vater zu einigen. Dem Buben bleibt eine Anhörung vor Gericht erspart, da ein zweiter Termin nicht mehr notwendig ist.

 

15 Punkte umfassender Leitfaden

 

Eine Weihnachtsgeschichte mit Happy End: Die Regelung sieht vor, dass Moritz seinen Papa am 2. Weihnachtstag trifft und drei Tage bei ihm bleiben darf. Beide Eltern sind erleichtert, dass sie auch dank des Münchner Modells eine schnelle Umgangs-Lösung gefunden haben.

Das gelingt zwar nicht immer, aber das Münchner Modell mit seinem 15 Punkte umfassenden Leitfaden hilft nach Überzeugung des Amtsgerichtes "Reibungsverluste jeder Art und unnötigen Zeitverlust zu vermeiden". Schon deshalb, weil im gesamten Verfahren auf schriftliche Stellungnahmen und Berichte verzichtet werden kann.

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