Münchner Mobilitätsreferat: Neue Jobs für mehr Fußgänger

Trotz der Haushaltskrise will Grün-Rot weiteres Personal einstellen. Wie die Rathaus-Koalition das begründet – und wie entsetzt die Opposition von dem Vorstoß ist.
Felix Müller
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Geht es nach den Grünen, soll der Gärtnerplatz bald autofrei sein. Und auch andere Straßen und Plätze in München sollen künftig verkehrsberuhigt Bereiche sein.
Geht es nach den Grünen, soll der Gärtnerplatz bald autofrei sein. Und auch andere Straßen und Plätze in München sollen künftig verkehrsberuhigt Bereiche sein. © Andreas gregor/Grüne

München - Grüne und Rote sind ganz beschwipst von der eigenen Fortschrittlichkeit. München, eine wahre Vorbild-Stadt, so ist die Selbstwahrnehmung. Das gilt auch - und ganz besonders! - was den Verkehr und die Umverteilung des öffentlichen Raums angeht.

Doof nur, dass das nicht unbedingt überall so ankommt. Bei den Münchnern, die wie eh und je in der vollen U-Bahn stehen oder auf den Bus warten. Oder, auch bei den Öko-Verbänden, die den Grünen doch eigentlich so nahe stehen. Die Aktivisten grummeln mittlerweile durchaus hörbar, etwa über eine viel zu langsame Umsetzung des Radentscheids.

Neue Jobs, um Verkehrswende voranzutreiben

Nun will Grün-Rot, Haushaltskrise hin, Spar-Vorgaben des Kämmerers her, neue Jobs in der Verwaltung für die Verkehrswende schaffen. In einem gemeinsamen Antrag der beiden Fraktionen wurden am Montag weitere Stellen im neu geschaffenen Mobilitätsreferat gefordert, um die Verkehrswende voranzutreiben. Konkret sollen "insbesondere der Wirtschaftsverkehr nachhaltiger organisiert, der Öffentliche Verkehr ausgebaut und Verbesserungen für Fußgängerinnen und Fußgänger erreicht werden", heißt es in dem Antrag.

Wird der Gärtnerplatz bald autofrei?

Was genau angestrebt wird? Da wird Grünen-Stadträtin Gudrun Lux in einer Mitteilung konkret. Den Grünen schwebt ein autofreier Gärtnerplatz vor. Und neue Fußgängerzonen und mehr verkehrsberuhigte Bereiche. "Die Westenrieder Straße in der Altstadt hat als 'Sommerstraße' viele Fans", sagt Lux. "So gesehen soll in der Westenrieder Straße der Sommer niemals enden -–sprich, die Verkehrsberuhigung bleiben", sagt die Stadträtin.

"Auch die Weißenburger Straße in Haidhausen kann ein menschenfreundliches Update gut gebrauchen", führt Lux aus. "Eine Fußgängerzone zwischen Weißenburger Platz und Pariser Platz wäre eine von vielen möglichen Verbesserungen für den Fußverkehr." Die Grünen fordern unter anderem eine eigene Stelle eines Fußgängerbeauftragten.

Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, sagt: "Wir meinen es ernst mit der Verkehrswende. Momentan aber dauern Planungsprozesse und Umbauten im Straßenraum noch viel zu lange." Auch die Bürger zu beteiligen, solle durch das neue Personal besser gelingen als bisher.

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Kritik von der Opposition: "Haushaltstechnisch eine Katastrophe"

Scharfe Kritik kommt aus der Rathaus-Opposition. "Die ganze Stadt spart überall, auch im Sozial- und Kulturbereich", sagte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl am Montag im Gespräch mit der AZ, "und dann wird hier bei einem Referat total einseitig überdreht". Nach Pretzls Ansicht hat Grün-Rot verkehrspolitisch noch nicht viel hinbekommen. "Außer ein paar Radwegen haben sie nichts zustandegebracht", ätzte Pretzl.

Entsetzt ist auch die FDP. Deren Rathaus-Chef Jörg Hoffmann sprach am Montag von einem "katastrophalen Signal", die Investitionen seien "haushaltstechnisch eine Katastrophe". Nach so kurzer Zeit in einem Referat schon wieder neue Stellen schaffen zu wollen, halte er für "unseriöse Politik".

Rumms! Scheint ganz so, als wollte die Opposition die grün-rote Party-Laune in der Verkehrspolitik künftig etwas häufiger stören.

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26 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 06.10.2021 15:39 Uhr / Bewertung:

    Und vielleicht noch eine Anmerkung zur Verkehrswende-Politik der Grünen....
    Radschnellwege ect., incl. der Verdrängung des Autoverkehrs aus der Innenstadt.....
    Bei der Großmarkthalle stimmen die Grünen aber dafür, dass er in der Stadt gebaut wird, ergo, der LKW-Verkehr weiter in und aus der Stadt fließt.
    Und um Missverständnissen vorzubeugen, meine Kritik richtet sich an die Verkehrspolitik der Grünen. Wenn die Grünen konsequent wären, würden sie sagen, LKW-Verkehr raus aus der Stadt. Aber in diesem Fall wirken "stärkere Mächte" im Hntergrund.

  • Leserin am 06.10.2021 00:01 Uhr / Bewertung:

    Ich möchte gerne ein hochinnovatives Konzept vorschlagen: Gehwege. Nur für Fussgänger. Nicht für parkende Autos, Motorräder, E-Scooter, Fahrräder, Andy-Roller, Bushaltestellen, Zeitungsständer, Werbeständer, Wahlplakate, ...
    Einfach zu unbeschwert gehen. Eine schöne Vorstellung!

  • Der wahre tscharlie am 05.10.2021 17:31 Uhr / Bewertung:

    Langsam reichts mit den Grünen ihrer Verkehrswende! Kein Geld da, aber sie wollen Posten für FUSSGÄNGER schaffen. Willkommen in Schilda.
    Sind auch schon Posten für E-Roller-Benutzer angedacht?

    Der ADFC treibt die Münchner Grünen mit dem Entscheid vor sich her. Hab ich schon mal was von den Grünen über die Mobilität der alten und bewegungseingeschränkten Personen gehört. Nein. NULL.
    Man will langfristig die Münchner*innen dazu bringen, sich zu Fuß oder mitm Radl fortzubewegen. Man erinnere sich an den Vorschlag, die Altstadt komplett autofrei zu bekommen. Das ist schon mal nicht um-und durchsetzbar.

    Und jetzt kommt wieder die "Salami-Taktik-Politik". Die wird ja seit Jahrzehnten in der Politik angewandt. Z.B. beim Autobahnbau.
    Hier eine kleine Fußgängerzone und dort eine, und da auch noch eine und irgendwann heißt es dann, ach die können wir doch alle zu einer großen verbinden.
    Und bei 22% Grünenwähler in Mü-Ost lassen sich solche Projekte ohne großen Widerstand durchsetzen.

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