Münchner Mobilitätsreferat befürwortet Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit

Wenn es nach Umweltschützern geht, sollte in Städten durchgängig Tempo 30 gelten – für mehr Sicherheit, weniger Schadstoffbelastung und weniger Lärm. Viele Städte fordern mehr Spielraum vom Bund.
AZ/Christine Cornelius, dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
93  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Münchner Mobilitätsreferat findet Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit "interessant". (Symbolbild)
Das Münchner Mobilitätsreferat findet Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit "interessant". (Symbolbild) © Daniel von Loeper

Berlin/München - Autos, Laster und Motorräder sind aus Sicht von Umweltschützern in den Städten deutlich zu schnell unterwegs. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, da noch viel zu selten Tempo 30 gelte. "Das läuft leider nicht gut", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir haben das ganz große Problem, dass es wegen der Straßenverkehrsordnung nur sehr wenige Möglichkeiten gibt, Tempo 30 einzuführen."

Mobilitätsreferat: Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit "interessant"

Auch das Münchner Mobilitätsreferat findet Tempo 30 als innerörtliche Regelgeschwindigkeit "durchaus interessant". "So könnte etwa eine Vielzahl von Schildern auf Gehwegen entfallen und damit die Barrierefreiheit verbessert werden", erklärte eine Sprecherin. Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit bedeute jedoch nicht automatisch flächendeckend Tempo 30, heißt es aus Bayerns Landeshauptstadt. Es müssten demnach Kriterien für ein sogenanntes Vorrangstraßennetz geprüft werden, auf denen eine höhere zulässige Höchstgeschwindigkeit möglich wäre. Dies wäre dann, so die Sprecherin, eine Umkehr der derzeitigen Gesetzessystematik in der Straßenverkehrsordnung.

Diese Geschwindigkeitsbegrenzung gebe es vor allem in Nebenstraßen, für Hauptstraßen müssten dafür strenge Kriterien erfüllt sein, kritisierte der Umweltschützer. "Der meiste und gefährlichste Verkehr fährt aber nicht durch die Nebenstraße."

Aus Sicht der Umwelthilfe sollte Tempo 30 flächendeckend gelten: "Wir fordern Tempo 30 obligatorisch für alle Stadtgebiete", sagte Resch. Jede weitere Straße sei gut. "Aber Kompromisse reichen nicht aus." Das bundesweit einheitlich zu regeln, würde auch eine bessere Orientierung für Autofahrerinnen und Autofahrer bedeuten, betonte der Umweltschützer. "Ich fahre in eine Stadt rein und weiß: Tempo 30."

Gesetzeslage setzt Städten enge Grenzen

Auch zahlreiche Städte wollen mehr Tempo 30, wegen der Gesetzeslage sind ihnen jedoch enge Grenzen gesetzt. So teilte die Stadt Hannover der Deutschen Presse-Agentur mit, im Stadtgebiet seien großflächig überall, wo dies zulässig sei, bereits vor vielen Jahren Tempo-30-Zonen eingerichtet worden. "Allerdings würde die Stadt Hannover gern auf ausgewählten Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 ausschildern, darf dies rechtlich aber nicht."

Die Stadt sei daher als Gründungsmitglied des Bündnisses "Lebenswerte Städte" aktiv und fordere den Bund dazu auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu ändern und den Kommunen bei diesen Fragen mehr Spielraum zuzugestehen. "Wir sind davon überzeugt, dass vor Ort sehr genau abgeschätzt werden kann, ob es gewinnbringend ist, das Tempo zu reduzieren", teilte die Stadt mit. In der Initiative engagieren sich den Angaben nach inzwischen rund 360 Städte, Gemeinden und Landkreise für mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempolimits.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Wenn alle Städte einheitlich Tempo 30 einführen würden, hätte das gleich mehrere positive Effekte, wie der DUH-Bundesgeschäftsführer erläuterte. Er zählte auf: weniger Schadstoffe in der Luft, eine geringere Lärmbelastung, mehr Verkehrssicherheit, und "wir würden auch aus dem Schilderwald herauskommen".

Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) sei mit Blick auf entsprechende Regelungen "offen für unterschiedliche Lösungsansätze", teilte eine Sprecherin mit. "Nicht überzeugt ist das BMDV aber von flächendeckendem Tempo 30 oder Geschwindigkeitsbeschränkungen in Durchgangsstraßen."

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
93 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • RB-MUC am 04.01.2023 10:52 Uhr / Bewertung:

    Was soll der übertriebene Tempolimit-Wahn?
    Jegliche Leistungserbringung in unserer Gesellschaft, angefangen mit Schulen, bei der Arbeit, im Sport u.s.w. wird an Schnelligkeit gemessen.

    Es wäre viel sinnvoller, die Leute, die das beschließen dürfen, hätten Ahnung von der Sache.
    Wieviel Abgase und Lärm kann eingespart werden, wenn man den Verkehrsfluß optimiert?!
    Siehe rote Ampelwelle, siehe Infrastruktur, siehe Verkehrsplanung.. An beinahe jeder Ampel tagsüber in München fährt man an einer grünen Ampel los, um an der nächsten wieder zu halten. Das ist ist nicht nachhaltig und nur kontraproduktiv. Ebenso feste Blitzer an Orten zu plazieren, die den Verkehrsfluss wieder unterbinden und alle bremsen und beschleunigen müssen.

    In den letzten 3 Jahren in denen ich im Ausland im Urlaub war, darunter, Österreich, Italien, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Kroatien, etc. habe ich auf keiner Hauptstraße Tempo 30 entdecken können. Allerdings gut funktionierende Kreisverkehre statt Ampeln.

  • Der wahre tscharlie am 02.01.2023 19:08 Uhr / Bewertung:

    Und wie hier wieder hyperventiliert wird. Unglaublich grinsen
    Dabei steht im Artikel, dass wg. der Strassenverkehrsordung einer Einführung von Tempo 30 sehr enge Grenzen gesetzt sind.

    Und was das Bündnis "Lebenswerte Städte" betrifft.....natürlich macht Tempo 30 in kleinen Städten Sinn.

    Schaut mal über euren Tellerrand hinaus, bzw, ins Ausland. In Italien gab es Ortschaften, da wurde vor 20 Jahren schon Tempo 30 eingeführt, bzw. durften nur Einheimische in den Ort fahren.
    Aber die "Bleifuss-Menthalität" bei uns ist einfach nicht tot zu kriegen.

  • Knoedel am 02.01.2023 18:19 Uhr / Bewertung:

    Warum gleich auf 30 runter? Wenns so einen Schmarrn braucht, dann sollte die mal einen Testlauf mit 40 machen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.