Münchner Mieten: Der Druck bleibt weiter hoch

Keine Trendwende auf dem Mietmarkt: Das IVD-Institut stellt die aktuellen Zahlen für Bayern und München vor. Sorge bereitet dem IVD, dass zu wenig gebaut wird.
von  Carmen Merckenschlager
Um die Mietpreiswende wirklich zu bewirken, müssten viel mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden.
Um die Mietpreiswende wirklich zu bewirken, müssten viel mehr bezahlbare Wohnungen gebaut werden. © dpa/Melissa Erichsen

München - Die Stadt ist und bleibt ein teures Pflaster für Mieter. Am heutigen Dienstag stellte das IVD-Institut (Immobilienverband Deutschland, Region Süd) seine aktuelle Mietpreisstudie für Bayern und die Landeshauptstadt München vor. Die Tendenz der Mieten: stagnierend bis leicht steigend.

Mietwende noch nicht abzusehen

In den vergangenen Monaten machten immer wieder die gesunkenen Immobilienpreise in München Schlagzeilen. Von einer Trendwende war die Rede. Stephan Kippes, Geschäftsführer und Sprecher beim IVD, warf bei der Vorstellung der Studie die rhetorische Frage in den Raum: "Gehen die Mieten den Weg nach unten mit?". Die Antwort: ein klares Nein.

Bei der Entwicklung der sogenannten ersten Miete, also der Kaltmiete, sind die Preise im vergangenen Halbjahr nur wenig bis kaum gestiegen. So lag der Preis für einen Quadratmeter einer Bestandswohnung (gebaut nach dem Krieg) im Frühjahr 2022 noch bei 18,30 Euro. Der Preis liegt aktuell bei 18,40 Euro. Bei Alt- und Neubauten verhält es sich ähnlich.

Allerdings ist die sogenannte zweite Miete, also die Nebenkosten, durch die Energiekrise weiter nach oben gegangen. Im Vergleich zum Jahr 2015 sind die Kosten in Bayern für Strom, Gas und andere Brennstoffe um 56,7 Prozent gestiegen.

Der Trend der Stagnation bei den Mieten wird laut Experten nicht von Dauer sein.
Der Trend der Stagnation bei den Mieten wird laut Experten nicht von Dauer sein. © Grafik: AZ

Kaufinteressenten wollen momentan lieber mieten

Ein Rückgang lässt sich aktuell bei Kaufinteressenten verzeichnen. Sowohl in München als auch im Rest von Bayern wollen derzeit weniger Menschen in eine Immobilie investieren. Der IVD erklärt das folgendermaßen: Die gestiegenen Kosten für Hypotheken, Baumaterial, Handwerker und die unsichere Situation durch den Krieg in der Ukraine schrecken Käufer derzeit eher ab.

Wer allerdings vor kurzem noch kaufen wollte, der orientiere sich momentan eher Richtung Mietmarkt. Diesen Trend verzeichnet der IVD bereits seit Herbst 2021. Die Anzahl der angebotenen Mietobjekte liegt derzeit bei knapp 4.000 Objekten. Im zweiten Quartal zählte der IVD noch über 6.000 Wohnungen. Der Druck am Münchner Mietmarkt bleibt also weiter hoch.

Angst vor der Nebenkostenrechnung

Für angehende Mieter ist sowohl in München als auch im Rest des Freistaats mittlerweile besonders der Energieausweis einer Wohnung relevant. Bei angehenden Mietern wächst die Sorge vor rasant steigenden Nebenkosten.

Besonders unbeliebt sind derzeit außerdem Objekte mit einer Indexmiete (der Mietzins steigt entsprechend den Verbraucherpreisen). Sorgte das Konzept in den Vorjahren für eine kalkulierbare Preiserhöhung, welche vertraglich festgelegt ist, fürchten Mieter aktuell eine Doppelbelastung durch stetig steigende Kaltmieten und enorme Nebenkosten.

Zu wenige Neubauten

Sorge bereitet dem IVD die aktuell eingeschränkte Bautätigkeit. Grundstückseigentümer seien aufgrund gestiegener Bauzinsen und Baukosten (Betonstahl verteuerte sich beispielsweise um rund 53 Prozent), fehlender Handwerker und anderer Faktoren zurückhaltend. "Diese Wohnungen werden in den nächsten Jahren fehlen", sagt Geschäftsführer Kippes. Laut IVD-Hochrechnungen wurden im ersten Halbjahr 35.300 Baugenehmigungen im Freistaat verzeichnet, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 0,7 Prozent.

In München wiederum errechnete der IVD auf Basis von Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik 3.800 Wohnungen, die zum Bau freigegeben wurden. Das sind 29 Prozent weniger als noch im Vorjahreszeitraum.

Insgesamt verhalten sich die Preise der Mieten in den bayerischen Großstädten weiter ähnlich. München ist wie immer Spitzenreiter, auch in Städten wie Augsburg oder Regensburg ziehen die Mieten momentan kaum bis leicht an. Hat sich der Mietmarkt entspannt oder steht tatsächlich die Trendwende bevor? Darauf antwortet Kippes recht klar mit einem Nein.

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