Münchner Mediziner wird Ötzis Aufpasser

München - Er zählt zu den renommiertesten Rechtsmedizinern und Gerichtsgutachtern. Demnächst wechselt Oliver Peschel von München nach Bozen.
Der 51-Jährige wird Konservierungsbeauftragter am Südtiroler Archäologiemuseum und kümmert sich um die Mumie des legendären Gletschermannes Ötzi. Für den Job haben sich Experten aus aller Welt interessiert. Am Ende entschied sich der Fachbeirat des Museums für den Münchner. Peschel sei der geeignetsten Bewerber, heißt es in einer Mitteilung der Landesverwaltung.
Der Mediziner war an mehreren Projekten beteiligt, die sich mit der Erforschung von Mumien, speziell mit der des Mannes aus dem Eis beschäftigten. Ötzi war 1991 in den Ötztaler Alpen am Tisenjoch gefunden worden – und liegt seitdem im Museum auf Eis. Als Konservierungsbeauftragter gehört es zu Peschels Aufgaben, die 5300 Jahre alte Gletschermumie für die Nachwelt zu erhalten. Dazu gehört auch die Überwachung der weltweit einzigartigen Kühlanlage. Ötzis Mumie ist bedroht von Feuchtigkeitsverlust aber auch von Schimmelsporen.
Ötzi: Noch mehr Steinzeit-Tattoos
Auch über Anträge von Kollegen zu neuen Forschungsprojekten an dem Gletschermann muss Peschel entscheiden. Weil der Job so umfangreich ist, bekommt er ein Jahr Zeit, um sich einzuarbeiten. Sein Vorgänger, Eduard Egarter Vigl, gibt sein Amt 2016 ab.
Oliver Peschel ist Rechtsmediziner am Institut für Rechtsmedizin der LMU München. Er arbeitet sowohl in der Forschung als auch in der Lehre und ist darüber hinaus auch als Gutachter und Experte bei Gericht gefragt.
Im Prozess um den Mord an einem Polizisten im Augsburger Stadtwald untersuchte er einen der angeklagten Brüder. Auch im Münchner NSU-Prozess hat er bereits mehrmals als Gutachter vor Gericht ausgesagt.
Ötzi in München: Unser Bruder aus dem Eis
Einer der schlimmsten Einsätze seiner Karriere führte Oliver Peschel nach Thailand. Als Rechtsmediziner half er nach der Tsunami-Katastrophe bei der Identifizierung der Opfer. Ein Erdbeben hatte 2004 in Asien eine Flutwelle ausgelöst, die fast 230 000 Menschen in den Tod riss.
Ralph Hub