Münchner Manifest: Sozialverbände gegen Söder
München - Sie arbeiten in München sehr nah am Menschen. Jetzt wehren sie sich dagegen, dass das Wort Flüchtling "entmenschlicht" wird - und für den Wahlkampf missbraucht.
Denn: Die Stadt München habe eine gute soziale Tradition, genügend Geld und sei gerade bei der Betreuung von Flüchtlingskindern und Migrantinnen mit Gewalterfahrungen vorbildlich im Städte-Vergleich. Deshalb haben Vertreter der sozialen Szene der Stadt am Mittwoch ihr "Münchner Manifest" veröffentlicht: In fünf Punkten ist ihr "Nein" zu Horst Seehofers und Markus Söders Flüchtlingsrhetorik und Flüchtlingspolitik formuliert.
Es sei nicht sozial, human oder christlich, nationale gegen europäische Lösungen zu stellen, schreiben drei Vereinigungen, die das Manifest gemeinsam veröffentlichen: Das mitgliederstarke Bündnis "München sozial" (zu dem 66 soziale Träger in der Stadt gehören), der Verein "Sozialpolitisches Forum" und das Bündnis "Sozialpolitischer Diskurs München".
"Wir haben keine Angst vor geflüchteten Menschen. Wir stellen uns klar an die Seite Schutzsuchender", sagt Andrea Betz (38), die für die Innere Mission arbeitet und Vorständin des Sozialpolitischen Forums ist.
"Nein zu Hass und Abgrenzung, zu Überheblichkeit und Ignoranz"
Bernd Schreyer, ebenfalls vom Sozialpolitischen Forum, sagt: "Es geht uns darum, ein Klima für Humanität zu schaffen, das bedeutet Empathie und Mitmenschlichkeit. Es darf nicht weiter um das Teilen von Menschen gehen: Der ist Deutscher, der verdient mehr Menschlichkeit als einer, der in Nordafrika lebt." Und weiter: "Wir müssen aber auch Verantwortung übernehmen, Waffenlieferungen in Bürgerkriegsgebiete verhindern und afrikanischen Ländern vor ihren Küsten nicht alles wegfischen."
Zu der großen Münchner Plattform für soziale Gerechtigkeit gehört die Gewerkschaft Verdi, die Hochschulen, Caritas, Diakonie und Bayerisches Rotes Kreuz sowie Projekte wie BISS, das Feierwerk und Einzelpersonen. Unter dem Motto "Wir schweigen nicht" sammeln alle ab sofort Unterschriften für das Manifest.
Die wichtigste Forderung heißt: Keine pauschale Zurückweisung von Schutz suchenden Menschen an der deutschen Grenze, die in einem andern EU-Staat bereits registriert sind. "Wir sagen Ja zu Verantwortung, Menschlichkeit und Nächstenliebe, Nein zu Hass und Abgrenzung, zu Überheblichkeit und Ignoranz," lautet der letzte Satz.